Mit 77 Jahren begeistert Carlos Santana noch immer mit seiner Musik voller Gefühl, Energie und Hingabe. Am Sonntag war der US-Amerikaner in Hamburg zu Gast.
Seine deutschen Fans mussten lange auf diesen Moment warten. Zum ersten Mal seit 2018 tourt Carlos Santana mit seiner Band wieder durch Deutschland. In Hamburg stand er zuletzt 2015 auf der Bühne. Jetzt ist der „Gitarrengott“ endlich zurück – und seine Fans sind es auch. Die Barclays Arena ist an diesem Sonntagabend bis auf wenige Plätze ausverkauft.
Um Punkt 20 Uhr setzen die ersten Congas ein und bringen das norddeutsche Publikum mit dem Intro „Soul Sacrifice“ in Stimmung. Carlos Santana spricht kaum – einmal aber mit Nachdruck: „Ich bin sehr glücklich, hier zu sein und ich fühle mich hier sehr willkommen. Unsere Botschaft ist wie die von Woodstock: Einheit, Harmonie und Zusammengehörigkeit – wir sind alle eins.“
Bei Carlos Santana und seiner Band steht die Musik im Mittelpunkt. Es ist ein unverwechselbarer Sound, der sofort mitreißt – ein Mix aus Latin, Blues, Rock, Funk und Soul, mit Anleihen kubanischer und afrikanischer Klänge. Vom ersten Moment an wirkt das Konzert wie ein musikalischer Rausch, dem sich niemand in der Halle entziehen kann. Es gilt: Augen schließen, Ohren öffnen, loslassen und genießen.
Songs wie „Evil Ways“, „Oye Como Va“, „Jin-go-lo-ba“, „Smooth“, „Corazón Espinado“, „The Game of Love“ oder „Maria Maria“ holen das Gefühl einer heißen Sommernacht von der Copacabana direkt an die Hamburger Waterkant. Das unvergleichliche „Black Magic Woman“, ursprünglich von Fleetwood Mac, klingt bei Santana wie eine feurige Rumba. Das Instrumental „Samba Pa Ti“ weckt die Vorstellung eines langsamen und leidenschaftlichen Tanzes, so sinnlich, dass man die Luft in der Arena beinahe knistern spürt.
Es ist dieses Gefühl, das sich wie eine Art roter Faden durch das Konzert zieht: Santanas Musik animiert dazu, sich zu bewegen, sich im Rhythmus der Songs auszudrücken. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer tanzen bald zwischen den Reihen, jeder in seinem ganz eigenen Takt. Die Energie ist ansteckend.
Carlos Santana selbst sitzt oft ganz entspannt auf seinem Hocker. Er spielt Gitarre, als würde er sich einfach nur ein wenig die Zeit vertreiben – mit dem kleinen Unterschied, dass er mit seinem meisterhaften Spiel Tausende glücklich macht. Seine Bandkollegen wie Bassist Benny Rietveld oder Keyboarder David K. Mathews stehen dem 77-Jährigen in nichts nach. Besonders ein fast sechsminütiges Solo von Schlagzeugerin Cindy Blackman begeistert die Fans.
Nach rund 100 Minuten verabschieden sich Carlos Santana und Band von der Bühne. Viel zu früh, für ein Publikum, das noch stundenlang hätte zuhören können. Was den Fans bleibt, ist mehr als ein Ohrwurm: Ein Gefühl von Leichtigkeit, Wärme, purer Lebensfreude und einer Musik, die tief nachwirkt.