
Die verpasste Rally
So viel Geld haben vorsichtige Anleger liegen lassen
17.12.2025 – 16:38 UhrLesedauer: 3 Min.
Während KI-Aktien die Börsen nach oben trieben, blieben viele Anleger an der Seitenlinie. Die entscheidende Frage lautet heute: War das klug – oder kostspielig?
An den Kapitalmärkten wird seit Jahren darüber gestritten, ob große Aktienindizes zu stark von wenigen Unternehmen abhängen. Besonders deutlich zeigt sich diese Debatte im aktuellen KI-Boom: US-Börsen erreichen Rekordstände, angetrieben von Konzernen wie Nvidia, Microsoft, Apple oder Amazon. Diese Unternehmen profitieren massiv vom Trend rund um Künstliche Intelligenz und treiben die Kurse deutlich schneller nach oben als der Gesamtmarkt.
Doch je steiler die Kursgewinne, desto größer die Angst vor heftigen Rückschlägen. Viele Anleger fragen sich deshalb: Ist es klüger, abzuwarten, bis die Blase platzt? Oder anders gefragt: Was hat es Anleger tatsächlich gekostet, aus Sorge vor Risiko oder US-Dominanz auf die heutigen KI-Gewinner zu verzichten?
Eine Untersuchung von HQ Trust liefert darauf eine klare Antwort. Kapitalmarktanalyst Pascal Kielkopf verglich die Wertentwicklung der sogenannten Magnificent 7 – Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Meta, Nvidia und Tesla – mit dem weltweiten Aktienindex MSCI All Country World Index (ACWI). Dieser Index bildet die Entwicklung von Aktien aus Industrie- und Schwellenländern ab und gilt als Maßstab für den globalen Aktienmarkt.
Das Ergebnis für den Zeitraum von Anfang 2020 bis Mitte Dezember 2025 ist deutlich: „Der MSCI ACWI kam auf ein Plus von 94 Prozent, das entspricht 11,8 Prozent pro Jahr“, erklärt Kielkopf. Die sieben Tech-Schwergewichte erzielten im selben Zeitraum jedoch eine Euro-Performance von 341 Prozent, also 28,4 Prozent pro Jahr. Ein europäischer Anleger hätte – umgerechnet in Euro – sein eingesetztes Kapital mehr als vervierfacht, inklusive aller Währungseffekte.
Ohne diese sieben Aktien hätte der Weltindex nur um 70 Prozent zugelegt. Anleger, die bewusst auf die KI-Schwergewichte verzichteten, lagen damit rund 24 Prozentpunkte hinter dem Gesamtmarkt zurück.
Kielkopf bringt es auf den Punkt: „Die Opportunitätskosten des Nicht-investiert-seins werden in der öffentlichen Diskussion systematisch unterschätzt.“ Wer aus Sorge vor Klumpenrisiken oder aus regionalen Präferenzen – etwa dem zeitweise populären Europa-Optimismus – die Magnificent 7 gemieden habe, habe dafür „einen relativ hohen Preis gezahlt“.
Kurz gesagt: Nicht zu investieren ist eine aktive Entscheidung, die aber teuer werden kann. Dennoch warnt Christina Subbe, Investmentmanager von HQ Trust, vor Extremen. Weder ein vollständiger Verzicht auf die Magnificent 7 noch ein „Alles auf KI“-Ansatz sei sinnvoll. Ein ausgewogenes Exposure – also eine begrenzte, bewusste Beteiligung – senke das Gesamtrisiko eines Portfolios.











