Autotest
Sturmfrisur garantiert: So fährt sich das neue Mini Cabrio
28.01.2025 – 10:49 UhrLesedauer: 3 Min.
Mainstream war noch nie typisch bei Mini. Deshalb setzen die Briten ihre Kunden auch trotz des allfälligen Cabrio-Sterbens wieder an die frische Luft.
Mini macht weiter Wind – und zwar im Wortsinn. Denn nachdem die Briten im letzten Jahr ihre komplette Modellpalette erneuert haben, füllen sie jetzt die Nischen. Dabei bringen sie nicht nur neue Sportmodelle mit dem Label John Cooper Works in Stellung, sondern legen – ganz gegen den allgemeinen Trend – auch noch mal ein Cabrio auf. Der Viersitzer mit der versenkbaren Stoffmütze soll pünktlich zum Beginn der warmen Jahreszeit im Frühjahr in den Handel kommen und mindestens 32.150 Euro kosten.
Für einen Frischluft-Aufschlag von genau 2.000 Euro gibt es ein aufwendiges Verdeck, wie wir es von Vorgängern kennen. Damit können sich die Insassen schrittweise ans Open-Air-Fahren herantasten: So öffnet sich in der ersten Stufe wie bei einem Schiebedach nur eine 40 Zentimeter breite Lücke, bevor sich auf Knopfdruck das gesamte Dach über den Heckdeckel faltet, während die Fensterstege und die Scheiben aus dem Blickfeld verschwinden.
Spätestens dann streicht der Wind nicht nur sanft durchs Haar, sondern zaust ordentlich am Scheitel und verpasst vor allem den Hinterbänklern eine gehörige Sturmfrisur. Kalt dürfte es denen dabei allerdings kaum werden. Denn auch wenn die Kopffreiheit im Cabrio natürlich unbegrenzt ist, wird es bei gerade mal rund 2,50 Metern Radstand und 1,75 Metern Breite hinten so kuschelig, dass man einander warm hält. Ob man will oder nicht.
Obwohl das alles sehr vertraut wirkt, gibt es einen entscheidenden Unterschied: Das seit dem Generationswechsel neue Bediensystem kommt im Cabrio noch besser zur Geltung. Wer seinen Spaß am pfannkuchengroßen Zentraldisplay hat, der sieht es hier schon von außen weithin sichtbar als Solitär aus dem ansonsten kargen Cockpit ragen und wähnt sich angesichts des Geflimmers wie im Autokino.
Das ändert allerdings nichts an Wohl und Wehe des Konzeptes, das auf ein klassisches Kombiinstrument hinter dem Lenkrad verzichtet und alle Informationen auf dem bald 30 Zentimeter messenden Bildschirm bündelt.
Während sich die einen an den bunten Grafiken freuen, die oft mit einem Augenzwinkern überraschen und ein Lächeln provozieren, fühlen sich die anderen verloren im digitalen Overkill. Denn Fahren wird da fast schon zur Nebensache.
Dabei ist das doch eine der Kernqualitäten des Minis – egal ob mit oder ohne Dach. Bis heute predigen die Briten das Mantra vom Go-Kart-Gefühl. Immerhin: Selbst wenn der Mini über die Jahre an Zentnern und Zentimetern zugelegt hat, gibt es in dieser Klasse keinen anderen Kleinwagen, der so knackig abgestimmt ist und so flott um die Ecken fliegt.
Die Lenkung direkt, die Federung so stramm, dass man schon die Fahrbahnmarkierung zu spüren scheint, und die Bremsen bissig: Wer will, kann den Mini fahren wie einen Sportwagen, der sich hungrig durch die Kurven frisst und auf der Geraden nach Gas giert.
Und wenn dabei der Wind durch die Haare streicht, ist man dem Go-Kart noch ein wenig näher, weil das schließlich auch kein Dach hat. Aber auch für Fahrer ohne Sportsgeist hat das Cabrio seine Vorzüge: Selbstdarsteller sitzen darin wie auf dem Präsentierteller und werden beim Bummel über den Boulevard besser gesehen.