Die EU plant strengere Rauchverbote an öffentlichen Plätzen. Eine Expertin vom Deutschen Krebsforschungszentrum schätzt bei t-online ein, wie sinnvoll das ist.
Dass Passivrauchen schädlich ist, ist schon lange bekannt. Trotzdem wird an vielen öffentlichen Orten noch immer geraucht – im Park, vor dem Restaurant, an der Bushaltestelle.
Das könnte sich möglicherweise bald ändern. Schon im September hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, die Empfehlungen zu rauchfreien Zonen zu überarbeiten. Nun beschäftigen sich die Abgeordneten des Europaparlaments mit der Frage, die nicht nur in der Politik zu Diskussionen führt.
Doch würde ein Rauchverbot im Freien überhaupt etwas bringen – oder handelt es sich beim EU-Vorstoß nur um eine symbolische Geste? t-online hat dazu mit Dr. Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum gesprochen.
Schaller erklärt, dass auch im Freien eine Belastung durch Schadstoffe mit Tabakrauch stattfindet. Das zeigen Messungen, die im Rahmen eines europäischen Projekts durchgeführt wurden. Noch höher war die Belastung an öffentlichen Plätzen, die nicht komplett frei sind – etwa Restaurantterrassen, die überdacht sind. „Das ist mehr als nur eine Belästigung“, so Schaller.
Ein Rauchverbot würde allerdings nicht nur die Belastung durch Passivrauch senken. Schaller nennt einen weiteren wichtigen Effekt – Rauchen wird nicht mehr als normal und überall selbstverständlich angesehen. Die Expertin erklärt, dass das besonders für Kinder und Jugendliche einen „Vorbildcharakter“ hat. Wenn das Rauchen nur noch an wenigen Orten erlaubt ist, wird es auch für jüngere Menschen immer unattraktiver.
Im Grunde können alle Krankheiten, die der Zigarettenqualm bei Rauchern auslösen kann, auch Passivraucher treffen, darunter also Lungenkrebs, Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wie schnell es zu negativen Folgen durch Passivrauchen kommen kann, erfahren Sie hier.
Doch wie sieht es eigentlich aus mit E-Zigaretten, Tabakerhitzern oder Vapes? Die Abgeordneten des EU-Parlaments kritisierten im Entwurf zur Resolution der EU-Kommission, dass die Behörde nicht zwischen klassischen Tabakerzeugnissen und neuen Produkten wie etwa E-Zigaretten unterscheidet.
E-Zigaretten sind in der Regel zwar weniger schädlich als herkömmliche Zigaretten, aber sie sind keineswegs risikofrei. Im Vergleich zu Tabakrauch enthalten E-Zigaretten weniger schädliche und krebserregende Substanzen, aber sie können dennoch schädliche Chemikalien wie Formaldehyd und Schwermetalle freisetzen. Studien deuten auch darauf hin, dass sie Atemwegserkrankungen, Entzündungen und möglicherweise Herz-Kreislauf-Probleme verursachen können.
Auch Schaller erklärt, dass bei E-Zigaretten und anderen Alternativprodukten Schadstoffe über die Aerosole in die Luft gelangen können. Doch auch hier ginge es bei einem Verbot vor allem wieder um die Vorbildwirkung. Gerade unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind Vapes mit verschiedenen Geschmacksrichtungen und ansprechendem Design angesagt.
Für junge Menschen seien Vapes und Zigaretten schlichtweg noch zu „billig und zu attraktiv“, wie Schaller sagt. Deswegen plädiert die Expertin auch dafür, dass die Anzahl der Aromen reduziert werden sollte. Sorten wie „Erdbeer-Vanille“ oder „Karamell-Eis“ sprechen vor allem Jugendliche an. Zudem sind gerade die Einweg-Vapes eine wahre Umweltsünde, die in den meisten Fällen auch nicht vorschriftsgemäß entsorgt werden.
Und wie könnte man so ein Rauchverbot in bestimmten Zonen umsetzen? Das kommt ganz darauf an, wo die Verbote gelten. In Freibädern oder vor Restaurants könnte es etwa durch das Personal recht einfach kontrolliert werden.
Etwas schwieriger wird es an Orten wie Bushaltestellen oder Parks. Dort gibt es keine Aufsicht und auch das Ordnungsamt wird nicht immer zur Stelle sein, wenn sich jemand eine Zigarette anzündet. „Aber wir wissen von Kinderspielplätzen, dass Schilder tatsächlich helfen“, erklärt Schaller. Hier zählt also vor allem auch die Eigenverantwortung von Rauchern.
Zudem ist ein solches Verbot – wie so oft – nur eine Frage der Gewöhnung. Schaller sagt dazu: „Bei der Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes gab es vorher einen großen Aufschrei. Im Laufe der Zeit ist aber gerade unter den Rauchenden die Zustimmung gestiegen.“