Zum letzten Mal vor der Wahl standen sich Friedrich Merz und Olaf Scholz gegenüber. Zwei Themen fehlten bei der eher harmonischen Debatte.
Moderator Jan Philipp Burgards fragte Olaf Scholz gleich zu Beginn, was passieren müsste, damit er Bundeskanzler bleibe. Scholz: „Die Leute müssen SPD wählen.“ Friedrich Merz hielt die Überzeugung dagegen, dass „in den nächsten vier Tagen kein Wunder mehr passieren“ werden. Während Scholz einmal mehr Merz’ gemeinsame Bundestags-Abstimmung mit der AfD geißelte, stritt Merz einmal mehr ab, dass es sich um eine Zusammenarbeit gehandelt habe. Im Übrigen sei die Stärke der AfD das Ergebnis der Ampel-Politik. Scholz seinerseits schloss auf Nachfrage Koalitionen mit der Linkspartei oder dem BSW aus.
Für Belebung sollte ein Einspielfilm mit einem Bürgergeld-Empfänger sorgen, der unumwunden zugab, sich in seiner Erwerbslosigkeit eingerichtet zu haben und nicht arbeiten zu wollen. „Das findet meine entschiedene Ablehnung“, kommentierte Olaf Scholz und forderte in solchen Fällen „harte Sanktionen“. Allein schon der Begriff „Bürgergeld“ klinge eben nach „bedingungslosem Grundeinkommen“, kritisierte Friedrich Merz und warb für die Bezeichnung „Neue Grundsicherung“.
Ein Dissens wurde deutlich, als Scholz sich dafür aussprach, solche Verweigerer in „öffentlich geförderte Jobs“ zu schicken, um besser den Nachweis erbringen zu können, wenn sie sie nicht anträten – Unternehmen seien damit überfordert. „Öffentlich geförderte Jobs bei 700.000 offenen Stellen?“, entgegnete Friedrich Merz verständnislos.
Zum Thema der gestiegenen Lebensmittelpreise gab es dann wieder eine persönliche Frage: „Wann haben Sie zuletzt selbst eingekauft?“, wandte sich „Bild“-Chefin Marion Horn an die Spitzenpolitiker. Die Antwort: beide im Dezember, wegen der vielen Wahlkampftermine. Bei der Gelegenheit konnte der geneigte Zuschauer außerdem erfahren, dass Olaf Scholz mal bar und mal mit Karte bezahlt, Friedrich Merz dagegen mit dem Handy.
Was gegen die Rezession zu tun sei, wollte nun „Welt“-Chef Jan Philipp Burgard wissen. Hier warb der Kanzler für sein Konzept eines „Made in Germany“-Bonus, mit dem der Staat Unternehmen bei Investitionen in Maschinen oder Fahrzeuge zehn Prozent der Kosten abnehmen soll. Friedrich Merz dagegen plädierte für dauerhafte Steuersenkungen und Bürokratieabbau.
In dieser Phase erreichte der Schlagabtausch seine heftigste Phase, einmal schleuderte Scholz seinem Herausforderer sogar ein „Sie sind aber nicht so faktensicher“ entgegen, was Merz mit einem Lächeln quittierte. Und als Scholz seiner SPD bescheinigte, sie könne mit Geld umgehen, stufte Merz das als „Kalauer für den Karneval“ ein. Insgesamt aber herrschte der Eindruck vor, als dächte insbesondere der in Umfragen deutlich führende Unionskandidat schon daran, dass ihm nach der Wahl ja Koalitionsverhandlungen bevorstehen.
Als die Moderatoren mit einem weiteren Einspieler auf das Themenfeld Migration und Innere Sicherheit überleiteten, wurde das besonders deutlich. Zwar forderte Merz ein härteres Durchgreifen bei den „500 amtlich bekannten“ ausreisepflichtigen Gefährdern: „Die von der Straße zu holen muss doch möglich sein.“ Er räumte aber auch ein, dass man rund 40.000 ausreisepflichtige Asylbewerber ohne Duldungsstatus „natürlich nicht alle festnehmen“ könne. Und er gab zu: „Es gibt Länder, in die nicht sofort abgeschoben werden kann.“ Darauf Scholz fast triumphierend: „Hat er gesagt!“
Für die Zielgerade hatten die Interviewer dann abermals eher bunte Fragen vorbereitet. So konnte noch herausgearbeitet werden, dass sich sowohl Scholz als auch Merz für einen guten Freund halten und Scholz „Nervenstärke“ als seine charakteristischste Eigenschaft sieht und Merz „Konsequenz“. Und: Olaf Scholz würde auch zum Hobbypiloten Friedrich Merz in den Flieger steigen und Friedrich Merz zum Ruderer Olaf Scholz ins Boot.