Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der schnellstmöglich behandelt werden muss. Optimal gelingt das in einer Stroke-Unit.
Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute. Denn ist die Durchblutung im Gehirn unterbrochen, sterben bereits nach kurzer Zeit die ersten Hirnzellen ab. Das kann bleibende Schäden verursachen.
Deshalb ist das oberste Ziel nach einem Schlaganfall, Betroffene so schnell und so gut wie möglich zu behandeln. Das funktioniert am besten in einer „Stroke-Unit“, einer speziellen Schlaganfallstation, sofern diese zeitnah zu erreichen ist.
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Wer bei Verdacht auf Schlaganfall vom Rettungswagen zu einem Krankenhaus mit Stroke-Unit gebracht wird, hat dort vorteilhaftere Diagnose- und Behandlungsvoraussetzungen als in einer normalen Notaufnahme: In einer Stroke-Unit haben Menschen mit Schlaganfall eine bessere Überlebenschance und seltener schwere Folgeschäden.
Der Begriff Stroke-Unit stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „Schlaganfall-Einheit“. Man versteht darunter eine kleine Spezialstation in einem Krankenhaus, in der sich alle Fachkräfte vor allem um die Erstversorgung und Akutbehandlung von Schlaganfällen kümmern. Mit Intensiv-Überwachungsbetten lassen sich die Lebensfunktionen von Menschen mit Schlaganfall dort Tag und Nacht beobachten.
Aber auch erste Reha-Maßnahmen werden hier geplant und oft bereits in den ersten Tagen durchgeführt. Eine derart intensive Betreuung wäre auf einer normalen Krankenhausstation nicht möglich.
In der Regel sind Stroke-Units an die neurologische Abteilung eines Krankenhauses angeschlossen. Dort ist alles vereint, was zur optimalen Behandlung eines Schlaganfalls nötig ist, wie die erforderliche Technik, um mit bildgebenden Verfahren eine genaue Diagnose zu stellen, und eine umfassende medizinische Versorgung mit spezialisiertem Pflegepersonal.
Die Behandlung in einer Stroke-Unit erfolgt oft interdisziplinär, also mit Ärzten und Ärztinnen aus verschiedenen Fachrichtungen, etwa aus der Neurologie, Kardiologie, Radiologie oder Neuro- und Gefäßchirurgie. Auch Fachkräfte für Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie stehen auf Abruf bereit. Meist dauert der Aufenthalt in einer Stroke-Unit wenige Tage bis eine Woche.
Wie viele Stroke-Units gibt es in Deutschland?
Die erste Stroke-Unit wurde in Deutschland im Jahr 1996 gegründet. Mittlerweile gibt es hierzulande jedoch über 340 zertifizierte Stroke-Units.
Zertifiziert bedeutet, dass die Stroke-Unit bestimmten Prüfkriterien der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft entspricht. Menschen mit Schlaganfall werden dort entsprechend den aktuellen medizinischen Leitlinien behandelt.
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Der Begriff „Stroke-Unit“ ist rechtlich nicht geschützt, ebenso wenig wie „Schlaganfallstation“. In nicht-zertifizierten Schlaganfall-Einrichtungen kann die Behandlung von den geltenden Leitlinien unter Umständen abweichen.
Ereignet sich ein Schlaganfall in ländlichen Gebieten, sind Krankenhäuser mit Stroke-Unit nicht immer rasch genug erreichbar. Bis zur Behandlung kann wertvolle Zeit verloren gehen und die Prognose für Patienten und Patientinnen sich verschlechtern. Das gilt ebenso für Ballungszentren in Großstädten, wenn der Rettungswagen sich durch dichten Verkehr drängen muss.
In solchen Fällen könnten mobile Stroke-Units helfen. Das sind Rettungswagen, die speziell für die Erstdiagnostik und Akutbehandlung von Schlaganfällen ausgerüstet sind. In Berlin gibt es solche Schlaganfallmobile bereits.
Rettungswagen, die als mobile Stroke-Unit dienen, sind technisch hochausgerüstet. Neben einem Minilabor gibt es dort beispielsweise einen Computertomografen, der Aufnahmen des Hirns noch vor Ort ermöglicht. Trifft der Rettungswagen am Krankenhaus ein, liegen Untersuchungsergebnisse und Laborwerte so im besten Fall bereits vor.
Unter Umständen kann im Krankenwagen auch schon mit der Behandlung begonnen werden. Betroffene können also noch auf dem Weg ins Krankenhaus Medikamente erhalten, die das störende Blutgerinnsel im Gehirn auflösen. Oft ist eine medikamentöse Behandlung sogar noch innerhalb der ersten Stunde möglich. Das verbessert die Prognose bei einem Schlaganfall deutlich.
In der Regel hat das Krankenhaus bereits vor Ankunft des Rettungswagens erfahren, dass ein Mann oder eine Frau mit Verdacht auf Schlaganfall oder Verdacht auf eine TIA (transitorische ischämische Attacke, sog. Mini-Schlaganfall) eingeliefert wird. Das Aufnahme-Team ist meist schon auf das Eintreffen vorbereitet.