EU-Fischerei offenbar ein Verlustgeschäft
Die Rechnung geht nicht auf
Aktualisiert am 25.03.2025 – 03:38 UhrLesedauer: 2 Min.
Wenn Schleppnetze über den Meeresboden schleifen, entstehen laut einem Bericht Schäden von bis zu zehn Milliarden Euro – allein in Europa.
Beifang, zerstörte Lebensräume, CO2-Emissionen und andere Faktoren: Sie machen die Fischerei mit Schleppnetzen am Meeresboden trotz ihrer wirtschaftlichen Bedeutung unprofitabel. Die Praxis gefährdet einem aktuellen Bericht zufolge kostbare Lebensräume und verursacht allein in Europa jährliche Schäden von bis zu zehn Milliarden Euro.
Die Grundschleppnetz-Fischerei sei nur deshalb noch gängig, weil die tatsächlichen Kosten nicht abgebildet würden und die Praxis subventioniert werde, heißt es in dem Bericht, der unter anderem von der Meeresschutzorganisation „National Geographic Pristine Seas“ veröffentlicht wurde. Bei der Fischereiart ziehen Schiffe teils riesige Netze durchs Meer, deren unteres Ende durch Gewichte direkt über den Boden schleift.
Lebensräume wie Muschelbänke und Riffe können dadurch beschädigt werden, außerdem sind die Beifangquoten hoch. Trotz der Vorbehalte gegen die Praxis ist sie noch weitverbreitet – das Gros der Wildfische auf hiesigen Tellern wird so aus dem Meer geholt.
Für ihre Berechnung nahmen die Fachleute den Zeitraum zwischen 2016 und 2021 unter die Lupe und hielten Kosten und Erträge gegeneinander: Jährlich mache die Branche im Schnitt – nach optimistischer Schätzung – 4,5 Milliarden Euro Umsatz. Hinzu kommen positive Beiträge zur Ernährung und zur Beschäftigung. Die Kosten umfassen demnach staatliche Subventionen, Beifang und vor allem emittiertes CO2. Je nach Tonnenpreis für das Treibhausgas ergebe sich ein Fehlbetrag zwischen 330 Millionen und 10,8 Milliarden Euro jährlich.
„Die Grundschleppnetz-Fischerei ist sowohl eine ökologische als auch eine wirtschaftliche Katastrophe“, sagte Enric Sala von Pristine Seas. Sie trage nur zwei Prozent zur Versorgung Europas mit tierischem Eiweiß bei, fordere aber einen verheerenden Tribut für die biologische Vielfalt. Schädlich sei die Praxis auch mit Blick aufs Klima: Denn das Sediment fungiert als CO2-Speicher. Wird es aufgewühlt, kann auch mehr Treibhausgas in die Atmosphäre gelangen.
Die Forscherinnen und Forscher fanden zudem heraus, dass sich im Schnitt über zwölf Prozent der entsprechenden Aktivitäten in Meeresschutzgebieten abspielten. In Deutschland zählen zu den sogenannten MPAs etwa das Sylter Außenriff oder Fehmarnbelt. Wenn die Grundschleppnetz-Fischerei nur hier eingestellt würde, könne das bereits viel Schaden abwenden, so Sala.