Ruinen sind immer etwas gruselig. Noch schauriger werden sie, wenn man sie im Dunkeln und mit Taschenlampen erlebt. Das geht bei der „Schleicher-Tour“ in Beelitz-Heilstätten.
Vielleicht war Beelitz-Heilstätten mal ein richtig entspannender Ort. Denn dafür kamen die Leute schließlich hierher, Anfang des letzten Jahrhunderts. Für die gute Luft außerhalb der Großstadt. In der Klinik, die auf Tuberkulose spezialisiert war, sollten die Menschen gesund werden. Umgeben von Natur und Bäumen. Richtig vorstellen kann man sich das heute allerdings nicht mehr.
Schon tagsüber sind die Ruinen der ehemaligen Heilanstalt schaurig. Noch gruseliger werden sie nach Einbruch der Dunkelheit. Die zerfallenen, ehemaligen Sanatoriums-Gebäude sehen aus wie Horror-Film-Kulissen. Die weitläufigen Ruinen erzeugen eine seltsame Atmosphäre. Prunkvoll und verfallen, schön und doch angsteinflößend. Bäume wuchern durch die Löcher in den hohen Decken, die Natur holt sich zurück, was ihr gehört.
Seit einiger Zeit gibt es auf dem Gelände eine Tour, die nichts für schwache Nerven ist: eine Taschenlampenführung für Grusel-Fans über zwölf. Durch die maroden Räume führt der „Schleicher von Beelitz“. Diese Figur, die auch schon einige Fans auf TikTok hat, führt Besucher nach Einbruch der Dunkelheit durch die Ruinen des ehemaligen Chirurgie-Gebäudes. Dabei klärt sie über Mythen rund um die Gebäude auf und erklärt, was es mit dem Schleicher auf sich hat.
Es verwundert nicht, dass sich rund um den Ort viele Legenden ranken. Denn auch seine tatsächliche Geschichte ist schon spannend. Nachdem Beelitz-Heilstätten als Tuberkulose-Sanatorium genutzt wurde, beherbergte es während des Ersten Weltkriegs ein Lazarett. Zu den Soldaten, die hier behandelt wurden, gehörte auch Adolf Hitler. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Areal von der Roten Armee übernommen und als Militärkrankenhaus genutzt. Einige leer stehende Gebäude wurden schon damals dem Verfall überlassen. 1990 hielt sich schließlich Erich Honecker, der an Leberkrebs erkrankt war, in Heilstätten auf.
Anfang der 2000er Jahre wurde der Beelitzer Stadtteil Heilstätten als „Lost Place“ wiederentdeckt. Hobby-Fotografen und Entdecker aus dem In- und Ausland kamen. Außerdem dienten die Ruinen mehreren Filmen als Kulisse. So wurden hier unter anderem „Der Pianist“ von Roman Polanski und „Operation Walküre“ mit Tom Cruise gedreht.
Auch Investoren begannen, sich für Beelitz-Heilstätten zu interessieren. Einige der Gebäude wurden inzwischen restauriert, und seit 2015 kann man sich Heilstätten auf einem Baumkronenpfad auch von oben ansehen. Verfallene Gebäude gibt es aber nach wie vor.
Die nächste „Schleicher-Tour“ findet am 29. März 2025 statt. Um 20 Uhr geht es los, die Taschenlampen müssen selbst mitgebracht werden. Für viele andere Touren durch die Ruinen ist auch ein Besuch tagsüber gut. Innerhalb von einer knappen Stunde ist man mit Auto oder Bahn von Berlin aus in Heilstätten.