Nach vier Monaten des Wartens stach die „Villa Vie Odyssey“ zur längsten Kreuzfahrt der Welt in See. Doch dann passierte das.
Wird die „Villa Vie Odyssey“ jemals die Meere befahren? Zurzeit sieht es so aus, als schaffe sie es nicht einmal in die Irische See hinaus und das Projekt der mit dreieinhalb Jahren längsten Kreuzfahrt der Welt droht erneut zu scheitern.
Wie die britische Nachrichtenagentur PA und der Fernsehsender BBC berichten, hatte das Kreuzfahrtschiff Anfang der Woche den nordirischen Hafen von Belfast verlassen. Kurz nach dem Ablegen sei die „Villa Vie Odyssey“ aber wegen „administrativer Angelegenheiten“ gestoppt worden und ging vor Anker.
Das 31 Jahre alte Schiff werde nun voraussichtlich am Mittwochnachmittag auslaufen, so der letzte Stand auf der Website des Hafens von Belfast. Die Passagiere des Schiffes seien weiterhin optimistisch, schreibt die BBC. Sie warten seit Mai darauf, in See zu stechen und die Mega-Rundfahrt mit 425 Reisezielen in 147 Ländern, auf sieben Kontinenten und 100 Inseln endlich erleben zu können.
Gian Perroni und Angie Harsanyi sagten der BBC, dass das Schiff „nur darauf wartet, dass die letzte Bescheinigung ausgestellt wird“. John Frim empfand die Situation als verwirrend, sei aber „froh, zu Hause zu sein“ und zum ersten Mal in seinem „eigenen Bett“ an Bord des Schiffes geschlafen zu haben.
Zu Hause im eigenen Bett? Tatsächlich ist der Deal der Passagiere mit dem Kreuzfahrt-Start-up Villa Vie Residence folgender: Die Passagiere kaufen für einen bestimmten Betrag ihre Kabinen und zahlen monatlich 3.500 US-Dollar Wartungsgebühr. Dafür können sie sogar mehrere Jahrzehnte an Bord leben; die erste Route ist allerdings erst einmal auf dreieinhalb Jahre ausgelegt.
Die eigenen Kabinen können flexibel verkauft oder vermietet werden. Es heißt, Familienmitglieder könnten sogar für 33 US-Dollar pro Person und Tag zu Besuch kommen und das All-inclusive-Angebot an Bord genießen. An Bord des Schiffes ist außerdem alles, was Menschen zum Leben und Arbeiten benötigen.
Eine Reise unter einem schlechten Stern? Anfang der Woche hatte Mike Petterson, Geschäftsführer des Kreuzfahrt-Start-ups Villa Vie Residences, noch gejubelt: „Endlich an Bord zu gehen, ist ein tolles Gefühl. Ich bin in sechs Monaten um 15 Jahre gealtert. Ich fühle mich, als hätte ich gerade ein Baby zur Welt gebracht.“
Dass sich die Abfahrt des Schiffes um so viele Monate verzögerte, lag seinen Angaben nach an dem langen, komplizierten Zertifizierungsverfahren. So musste das Schiff, die ursprünglich 1933 gebaute „Braemar“, umgebaut und in allen Bereichen auf den neuesten Stand gebracht werden. Am Ende wurden die Grauwassertanks und die Ruderanlage nicht von der Behörde abgenommen, es musste nachgebessert werden, was viel Zeit kostete. Viele der verärgerten Passagiere saßen derweil, genau wie ihr Schiff, in Nordirland fest.
Wäre die „Villa Vie Odyssey“ bei ihrem ursprünglichen Abfahrtsdatum im Mai geblieben, wäre sie jetzt auf den Bahamas.
Villa Vie Residences sind nicht die einzigen Anbieter, die diese Art von Dauerkreuzfahrten anbieten – und dabei auf Probleme gestoßen sind. Ein anderes Unternehmen, Life at Sea Cruises, hatte zuletzt ebenfalls eine dreijährige Weltumrundung mit Start im Jahr 2023 geplant (lesen Sie hier alles dazu). Sie wurde immer wieder verschoben, bevor sie im vergangenen November endgültig gestrichen wurde.