Die Landesbank Baden-Württemberg hat ebenso wie die Deka neue Fonds mit dem Schwerpunkt Verteidigung im Rennen. Sicherheit und Waffen sind en vogue.
Anlegerlieblinge an der Börse, das war früher eine klare Sache. Bei deutschen Anlegern lagen entweder Telekom, Allianz oder Mercedes vorn oder große Technologie-Unternehmen. Es dominierten Apple, Microsoft oder Google. Mittlerweile aber gibt es kaum noch einen Handelstag, an dem bei Lynx-Broker, bei der Börse München oder bei Smartbroker aus Berlin nicht die Aktie von Rheinmetall ganz oben auf der Liste steht.
Am Börsenplatz Gettex gab es 2025 bisher drei Aktien, die fast immer dominieren: der US-Chiphersteller Nvidia, der US-Softwarekonzern Palantir und eben – Rheinmetall. In der Fondsbranche wartet man derweil schon darauf, dass Rüstungskonzerne als ESG-konform (also konform mit ökologischen und sozialen Kriterien sowie Kriterien guter Unternehmensführung, Anm. d. Red.) gelabelt werden.
Bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und bei der Deka, der Wertpapierbank der Sparkassen, stehen zwei Fonds im Schaufenster, die sich mit Verteidigung beschäftigen. Bei der Deka heißt der Fonds „Security and Defense“, zu Deutsch: Sicherheit und Verteidigung, bei der LBBW „Sicher leben“. Für beide Fonds gilt, dass man „nur“ in Rüstungsunternehmen westlicher Firmen investieren will.
Nun sind ethische Motive bei der Geldanlage immer eine komplexe Sache. Was für den einen gut ist, ist für den anderen schon verwerflich. Bayer ist mit seiner Katastrophenfusion mit Monsanto sicher kein Traum für viele Anleger. Ebenso wenig will man vielleicht wissen, wie und wo Adidas, Inditex oder Nestlé ihre Geschäfte machen und der Umwelt begegnen.
Vor allem aber kommen neue Fondsprodukte dann, wenn ein Trend auch schon sehr weit gelaufen ist. Rheinmetall hat seinen Firmenwert in den letzten vier Jahren nicht weniger als verzehnfacht. Trendfolgende Analysten setzen nun noch einen drauf. Denn Kursziele jenseits der 1.000-Euro-Marke sind im Dax rar gesät – doch Rheinmetall scheint fest entschlossen zu sein, diesen exklusiven Club zu betreten.
Die Aktie des Rüstungskonzerns notiert bereits bei knapp 1.000 Euro, ein Niveau, das selbst die erfahrensten Anleger kurz innehalten lässt. Erste Analysten wie jene der UBS liegen schon bei 1.200 Euro im Kursziel – frisch herausgegeben nach der Bundestagswahl. Doch ist der Höhenflug bei Rheinmetall fundamental gerechtfertigt oder ein Produkt überhitzter Fantasie?
Nach der Münchener Sicherheitskonferenz verdichten sich die Zeichen: Europas Verteidigungsstrategie steht vor einer Zeitenwende. Mit dem Trump-Comeback im Weißen Haus wächst die Unsicherheit, ob der jahrzehntelange Schutz durch die USA noch garantiert ist. Die Folge? Europa muss strategisch nachrüsten – und zwar mit Nachdruck. „Deutschland allein könnte seine Verteidigungsausgaben von aktuell gut zwei Prozent des BIP auf drei bis vier Prozent anheben. Grob gerechnet führt ein Anstieg um einen Prozentpunkt zu etwa 40 Milliarden Euro an Mehrausgaben pro Jahr“, rechnet Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets vor.
Rheinmetall steht als einer der Hauptprofiteure bereit: Schon aus dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen könnte sich der Konzern schätzungsweise etwa 40 Prozent der Aufträge gesichert haben. Dank eines breit gefächerten Portfolios – von Munition über Panzer hin zu Logistiksystemen – dürften in den kommenden Jahren auch weitere Nato-Staaten an die Düsseldorfer Türen klopfen. Kurz gesagt: Die langfristige Wachstumsgeschichte liest sich gut.