Tritte und Schläge
„Reporter ohne Grenzen“: Deutlich mehr Angriffe auf Journalisten
Aktualisiert am 08.04.2025 – 10:30 UhrLesedauer: 2 Min.
Laut einem Bericht sind Journalisten in Deutschland immer mehr Anfeindungen ausgesetzt. Auch gegen ihre Redaktionen erheben die Journalisten Vorwürfe.
Die Zahl der gewaltsamen Übergriffe auf Journalistinnen und Journalisten hat sich in Deutschland im vergangenen Jahr laut einer Auswertung mehr als verdoppelt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat 89 tätliche Angriffe auf Medienschaffende dokumentiert und belegt – die meisten am Rande von Kundgebungen, vor allem zum Nahostkonflikt, aber auch bei Veranstaltungen der rechten Szene und von Abtreibungsgegnern. Im Vorjahr 2023 hatte es bundesweit 41 Attacken gegeben. Nur im Corona-Jahr 2022 war mit 103 Übergriffen ein höherer Wert als 2024 gemessen worden.
Bei 75 der dokumentierten Vorfälle handelte es sich um Angriffe gegen Menschen. 14 Angriffe richteten sich gegen Redaktionsgebäude oder Wohnhäuser. Am häufigsten waren körperliche Attacken in Form von Tritten und Schlägen, auch mit Gegenständen wie Fahnenstangen oder Trommelschlägeln. Als Angriff gewertet wurden diese, sofern sie Körper oder Ausrüstung tatsächlich getroffen haben.
Medienschaffende wurden teils brutal zusammengeschlagen, sie wurden zu Boden gestoßen, in die Genitalien getreten, mit Kaffeebechern oder rohen Eiern beworfen oder mit Pfefferspray attackiert, so die Menschenrechtsorganisation in ihrem Report zur Lage der Pressefreiheit in Deutschland. Der Bericht wird an diesem Dienstag veröffentlicht.
„38 Fälle körperlicher Gewalt ereigneten sich allein auf Nahost-Demonstrationen in Berlin“, so RSF. „21 weitere Angriffe kamen aus dem verschwörungstheoretischen und rechtsextremen Umfeld.“
Gerade mit Blick auf Angriffe aus dem rechtsextremen Lager spricht RSF zudem von einer hohen Dunkelziffer, „da gerade Lokalreporterinnen und -reporter, die immer wieder angegriffen werden, dies nicht jedes Mal melden“.
Generell erleben Reporterinnen und Reporter in Deutschland dem Bericht zufolge „eine zunehmende Pressefeindlichkeit und ein verengtes Verständnis von Pressefreiheit“. Viele Leute würden Menschen aus der Medienbranche, die nicht ihrem eigenen politischen Spektrum entstammen, mittlerweile als Gegner ansehen, so die Analyse.
Als Beispiel nannte RSF die Berichterstattung über den Gaza-Krieg, der 2023 nach einem Angriff der Hamas auf Israel ausgebrochen war. „Vor allem nach dem 7. Oktober 2023 wurde RSF aus mehreren Redaktionen von einem stark verengten Meinungskorridor bei der Arbeit zu Israel und Palästina berichtet.“
So hätten Texte, die sich kritisch mit der israelischen Kriegsführung auseinandersetzen, oft keine Chancen in den Redaktionen gehabt. Auch bei der Skepsis gegenüber Quellen gebe es ein Ungleichgewicht: Palästinensische Quellen oder die Vereinten Nationen werden meist stark infrage gestellt, das israelische Militär hingegen kaum.