Wassereis und Diamanten?
Raumsonde macht einzigartige Aufnahmen vom Merkur
11.12.2024 – 17:05 UhrLesedauer: 2 Min.
Der Merkur ist der am wenigsten erforschte Planet des Sonnensystems. Das könnte sich jetzt ändern. Eine Sonde liefert völlig neue Daten.
Astronomen können zum ersten Mal einen genaueren Blick auf den Merkur werfen: Die Sonde „BepiColombo“ hat bei ihrem fünften Vorbeiflug an dem Planeten wertvolle Messdaten gesammelt, wie die Universität Münster mitteilt, die mit einem Experiment an der Mission beteiligt ist.
Dieses Experiment wird mit dem Infrarotspektrometer Mertis durchgeführt, das bei dem Vorbeiflug von „BepiColombo“ in einer Entfernung von 37.630 Kilometern die Oberfläche des Planeten im mittleren Infrarotbereich beobachtet. „Nie zuvor wurde der Merkur im von Mertis abgedeckten Wellenlängenbereich untersucht“, heißt es.
Die Daten zeigen den Wissenschaftlern die Unterschiede bei der Oberflächentemperatur und bei der Zusammensetzung der kraterreichen Oberfläche des Merkurs. Die ersten Aufnahmen zeigen Temperaturen von bis zu 420 Grad Celsius auf der von der Sonne beschienenen Seite des Planeten. Hinzu kommen unterschiedliche Signaturen von Einschlagskratern.
Besonders interessant seien Aufnahmen des Einschlagskraters „Bashō“, der bereits von anderen Sonden beobachtet wurde. Die jetzt gemachten Bilder zeigen, dass der Krater „sowohl sehr dunkles als auch sehr helles Material aufweist“, heißt es. Es gebe eine „Anomalie in der Strahlungsintensität im mittleren Infrarot, die die besonderen Eigenschaften des Kraters“ bestätigten.
Der Merkur sei ein „Planet der Extreme“, sagt Harald Hiesinger von der Uni Münster. Über den Himmelskörper sei im Vergleich zu anderen Planeten bislang wenig bekannt. Dabei könne der Merkur mehr über die Entstehung des Sonnensystems verraten.
Wie bereits bekannt war, tritt auf dem Merkur an den Polen trotz der Nähe von nur 58 bis 69 Millionen Kilometern zur Sonne vermutlich Wassereis auf. Daten einer anderen Sonde hatten im vergangenen August vermuten lassen, dass im Inneren des Planeten eine kilometerdicke Schicht aus Diamanten existieren könnte.
Die weiteren Vorbeiflüge von „BepiColombo“ am Merkur sollen mehr Details über die Beschaffenheit des Planeten liefern. Im November 2026 soll die Sonde in eine Merkur-Umlaufbahn einschwenken.
Dann soll sich „BepiColombo“ der Oberfläche des Merkurs bis auf 460 Kilometer nähern und Daten mit einer Auflösung von bis zu 500 Metern liefern. „Dann kann MERTIS sein volles Potential ausschöpfen“, sagt Wissenschaftler Hiesinger.