Rund um Neapel rumort die Erde. Beben erschüttern die Gegend, der Schwefelausstoß steigt rasant. Und jetzt sterben auch noch Fische. Ein Zeichen?
Der größte Supervulkan Europas macht derzeit wieder Schlagzeilen. Bereits seit geraumer Zeit rumoren die sogenannten Phlegräischen Felder, diese Woche wurde das Gebiet rund um die süditalienische Großstadt Neapel erneut von mehreren Erdbeben erschüttert.
Mit einer maximalen Magnitude von 3,1 waren die Erdstöße vom Mittwoch zwar nicht stark genug, um größere Schäden anzurichten. Aber sie waren deutlich zu spüren, als Vorsichtsmaßnahme schlossen Schulen.
In der Bevölkerung steigt die Sorge, dass der Supervulkan in nicht allzu ferner Zukunft Feuer spuckt und Tod und Verderben bringt, momentan auch aufgrund einer neuen Studie von italienischen, britischen und amerikanischen Forschern. Sie wurde Ende Januar in der Wissenschaftszeitschrift „Nature Geoscience“ veröffentlicht und beschäftigt sich mit der „Eskalation der Krater-Unruhen“.
Ein Ausbruch der Phlegräischen Felder wäre verheerend: Supervulkane zeichnen sich durch eine besonders große Magmakammer und enorme Gewalt aus. Anders als normale Vulkane explodieren sie regelrecht. Für das Gebiet in Italien gilt seit mehr als zehn Jahren die Alarmstufe Gelb. Im Mai 2024 ereignete sich das stärkste Beben seit 40 Jahren, es hatte eine Magnitude von 4,4. Die Regierung in Rom hat danach neue Maßnahmen auf den Weg gebracht und Pläne für eine mögliche Evakuierung des Gebiets angekündigt.
Die Forscher haben sich nun die Frage gestellt, ob es außer den Beben möglicherweise Anzeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch geben könnte. Sie untersuchten daher Gasemissionen aus sogenannten Fumarolen – dabei handelt es sich um Dampfaustrittsstellen im Bereich von vulkanisch aktiven Gebieten, aus denen Wasserdampf und Vulkangase an die Oberfläche dringen.
Das Ergebnis der Forscher: Seit Anfang 2018 hat sich der Ausstoß von isotopisch leichtem Schwefel verfünffacht. Dies deute darauf hin, dass sich im Untergrund ab etwa sechs Kilometern Tiefe magmatische Prozesse abspielen könnten. Wahrscheinlich sei der Anstieg der Schwefelemissionen auf aufsteigendes Magma zurückzuführen.
Dies bedeute zwar nicht, dass ein Ausbruch unmittelbar bevorstehe, so die Forscher. Aber: „Die Tatsache, dass Magma in das Leitungssystem der mittleren Kruste eingedrungen sein könnte, macht es erforderlich, dass alle möglichen Maßnahmen ergriffen oder intensiviert werden, um die Vorbereitung auf einen Ausbruch in diesem dicht besiedelten Gebiet zu verbessern.“
In Zusammenhang mit dieser eindringlichen Warnung und der beschrieben Schwefel-Explosion könnte nun auch eine Beobachtung am Lago d’Averno relevant werden: Im Kratersee innerhalb der Phlegräischen Felder ist es jüngst zu einem mysteriösen Fischsterben gekommen.
Dass in dem See Fische sterben, ist zwar eigentlich kein neues Phänomen, es tritt aber dieses Mal unter anderen Voraussetzungen auf als sonst: Normalerweise wird das Fischsterben nur bei anhaltend kaltem Wetter beobachtet, aktuell sind die Temperaturen allerdings mild.
Der Grund für das Fischsterben ist üblicherweise Schwefelwasserstoff, der vulkanischen Aktivitäten entspringt. Bei Kälte sinkt das sauerstoffreiche Wasser an der Oberfläche ab, dafür steigt das stärker schwefelhaltige Wasser aus der Tiefe nach oben und wird den dortigen Fischen zum Verhängnis. Wieso nun trotz milder Temperaturen die Fische sterben und ob dies möglicherweise mit der starken Zunahme des Schwefelausstoßes zusammenhängt, ist offen.