Jedes Jahr erkranken 400.000 Bundesbürger neu an einer Demenz. Wie lässt sich dem großen Vergessen vorbeugen? Informationen der Deutschen Hirnstiftung.
Kreuzworträtsel oder Puzzles werden oft als effektive Präventionsmaßnahme für Demenz empfohlen. „Doch es ist nicht nur exklusiv das Puzzeln, das das Gehirn bis ins hohe Alter fit hält, sondern ganz allgemein die geistige Stimulation“, erklärt die Präsidentin der Deutschen Hirnstiftung, Prof. Dr. Kathrin Reetz, in einer Pressemitteilung. „Und die kann durch verschiedene Aktivitäten erreicht werden.“
Sie verweist auf eine australische Studie, in der die positiven Auswirkungen verschiedener Tätigkeiten auf die Kognition ermittelt wurden. Demnach nahmen über 10.000 Menschen an der Studie teil (Durchschnittsalter 73,8 Jahre). Ein Ergebnis: Aktive geistige Aktivitäten (wie Kartenspiele oder Schachspielen, Kreuzworträtsel oder Puzzles) waren mit einem um neun Prozent niedrigeren Demenzrisiko verbunden.
Noch effektiver waren allerdings „intellektuelle“ Aktivitäten wie Sprachkurse, andere Fortbildungen, aber auch das Briefschreiben oder das Führen eines Tagebuchs – all dies führte zu einer Risikoreduktion von elf Prozent. In geringerem Maße sei auch die Beschäftigung mit kreativen künstlerischen Aktivitäten (Handwerk, Holz- oder Metallarbeiten und Malen oder Zeichnen) und mit passiven geistigen Aktivitäten (Lesen von Büchern, Zeitungen oder Zeitschriften, Musik- oder Radiohören) mit einem niedrigeren Demenzrisiko verbunden, heißt es in der Meldung weiter.
Wichtig sei nach Ansicht von Demenz-Expertin Reetz, geistig aktiv zu bleiben und sich bis ins hohe Alter zu fordern. Warum nicht auch ein Musikinstrument oder eine Fremdsprache erlernen oder einen Computerkurs besuchen? „Viele Menschen glauben, sie seien dafür zu alt – dabei ist es umgekehrt, sie altern geistig schneller, weil sie sich nicht mehr fordern“, erklärt Reetz.
Ebenso sei neben dem geistigen Training körperliche Bewegung eine aktive Demenzvorsorge. Ideal sei es, wenn beides zusammenkomme, wie beim ambitionierten Tanzen, wenn auch neue Schrittfolgen und Figuren erlernt werden müssen. Natürlich könne man auch geistige und körperliche Aktivitäten abwechselnd im Tagesplan unterbringen, etwa morgens zur Wassergymnastik gehen, nachmittags ein kompliziertes Strickmuster ausprobieren und abends mit Freunden Karten spielen. Letzteres sei übrigens doppelt positiv.
„Denn nicht nur geistig herausfordernde Spiele, sondern auch soziale Kontakte sind eine aktive Demenzprävention. Sie sollte man bis ins hohe Alter pflegen“, sagt Reetz. Eine große Gefahr sieht sie darin, dass bei Menschen, die sehr stark auf den Beruf fokussiert waren, mit dem Ruhestand oft ein Großteil der Sozialkontakte wegbreche. „Die fehlende Stimulation durch Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen kann nicht dauerhaft durch ein ‚einsames Puzzlespiel‘ ersetzt werden“, sagt Reetz. Sie rät dazu, sich in Vereinen oder im Ehrenamt zu engagieren, wenn soziale Isolation drohe.
Insgesamt ist es die Vielfalt an Aktivitäten, die den Kopf jung hält. So zeigte eine große Metaanalyse mit über zwei Millionen Teilnehmenden, dass körperliche Aktivitäten das Risiko für Demenzen jeglicher Ursache um 17 Prozent, kognitive Aktivitäten um 13 Prozent und soziale Aktivitäten um sieben Prozent senken können.
Das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, wurde besonders positiv durch Sport und Kognitionstraining (Aufmerksamkeit, Gedächtnis etc.) beeinflusst, einer vaskulären Demenz konnte am besten durch Sport vorgebeugt werden. Doch man kann noch mehr machen – so sollte man beispielsweise auch noch ein paar grundlegende Lebensstilmaßnahmen beherzigen: Übergewicht und hohes LDL-Cholesterin vermeiden, nicht rauchen, wenig Alkohol trinken, bestimmte Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck behandeln sowie Seh- und Hörschwächen korrigieren lassen. „Dann haben Sie alles, was man zur Vorbeugung einer Demenz tun kann, getan“, so Reetz.