Ungastliche Atmosphäre unter Trump
USA empfängt weniger Reisende aus Deutschland
14.04.2025 – 11:54 UhrLesedauer: 3 Min.
Unter Präsident Donald Trump erleiden die USA, trotz ihrer großen Anziehungskraft als Reiseziel, einen Einbruch an Touristenzahlen. Auch Deutsche bleiben fern.
Die aggressive Rhetorik von US-Präsident Donald Trump, unklare Zollentscheidungen und erschreckende Nachrichten über Deutsche, die bei der Einreise festgehalten werden – die USA geben derzeit kein gastliches Bild von sich selbst ab. Das schlägt sich auch in den Zahlen an Reisenden nieder, die das Land im ersten Quartal besuchten (lesen Sie hier, welchen Einbruch die US-Touristikbranche erlebt).
Nun hat das Wirtschaftsblatt „Financial Times“ (FT) bei der „International Trade Administration“ (ITA) des US-Handelsministeriums detaillierte Zahlen abgefragt und kommt zu dem Schluss, dass Besucher aus Europa vermehrt ausbleiben. Allein im März ging die Zahl an Westeuropäern, die mindestens eine Nacht in den USA verbrachten, im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent zurück, schreibt das Blatt. Reisen aus Irland, Norwegen und Deutschland sanken demnach sogar um mehr als 20 Prozent.
Absolute Zahlen werden von der „FT“ nicht genannt. Um welche Größenordnung an Touristen handelt es sich dann in etwa? Legt man eine Zahl des Deutschen Reiseverbandes (DRV) aus dem vergangenen Jahr zugrunde, reisen etwa zwei Millionen Deutsche pro Jahr in die USA – das sind im Schnitt 500.000 pro Quartal. Bei einem Einbruch von 20 Prozent wären das rund 100.000 weniger deutsche Reisende von Januar bis Ende März 2025.
Naren Shaam, Geschäftsführer der Buchungsplattform Omio, erklärte, dass die Stornierungsquote für US-Buchungen auf seiner Seite im ersten Quartal bei Reisenden aus Großbritannien, Deutschland und Frankreich sogar bei 40 Prozent lag.
Die sinkende Lust auf eine USA-Reise spiegelt sich auch in einer Umfrage von t-online wider. Hier sagten bei einer Umfrage unter 27.413 Lesern fast alle (25.790): „Nein, die Nachrichtenlage und die politische Stimmung halten mich von einer Reise in die USA ab.“
Insgesamt ist die Zahl internationaler Besucher der USA im März im Jahresvergleich um 12 Prozent gesunken – der stärkste Rückgang seit März 2021, als der Tourismussektor unter den Pandemiebeschränkungen litt.
Der Branchenverband „US Travel Association“ warnt in der „FT“ vor „besorgniserregenden Trends“, die die Frage aufkommen lassen, ob sich Reisende in Amerika überhaupt willkommen fühlen.
„In nur zwei Monaten hat Trump den Ruf der USA zerstört, wie man an den rückläufigen EU-Besuchszahlen erkennen kann“, sagte Paul English, Mitgründer der Reise-Website Kayak. „Das ist nicht nur ein weiterer schwerer Schlag für die US-Wirtschaft, sondern auch ein Imageschaden, der Generationen dauern könnte, bis er behoben ist.“
Laut Adam Sacks, Präsident von Tourism Economics, könnte der Rückgang teilweise auch mit dem Osterreiseverkehr zusammenhängen, der im letzten Jahr auf den März fiel. Doch er ergänzte, dass auch andere Daten – etwa von US-Flughäfen und Grenzübergängen zu Kanada – zeigten: „Es ist offensichtlich, dass etwas passiert … und es ist eine Reaktion auf Trump.“
Der negative Trend gefährdet derweil die US-Tourismusbranche, die laut „FT“ 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Daten der ITA zufolge gaben internationale Besucher im vergangenen Jahr mehr als 253 Milliarden Dollar für Reisen und tourismusbezogene Produkte und Dienstleistungen in den USA aus – mehr als 19 Prozent der gesamten US-Reiseausgaben von 1,3 Billionen Dollar im Jahr 2024.