Nach den beiden Siegen gegen Frankreich und die Niederlande herrscht rund ums Nationalteam eine lange nicht existente Euphorie. Der Aufschwung hat aber nicht nur sportliche Gründe.

Das 0:1 ging auf seine Kappe. Nicht nur, aber das ungenaue Zuspiel von Maxi Mittelstädt auf Jonathan Tah war mit entscheidend für den frühen Rückstand der deutschen Mannschaft gegen die Niederlande.

Auf den Fehlpass des Stuttgarters folgte eine von Ausrutschern geprägte Fehlerkette, die in den frühen Rückstand der deutschen Mannschaft mündete. Gerade einmal vier Minuten waren gespielt, als Manuel Neuers Vertreter Marc-André ter Stegen den Ball aus dem Tornetz fischen musste. Ein denkbar ungünstiger Start. Doch es sollte der einzige Gegentreffer in zwei Testspielen gegen hochkarätige Gegner bleiben.

Die deutsche Nationalmannschaft, sie schreibt wieder positive Schlagzeilen. Nach zwei missglückten Testspielen im November und einer damit einhergehenden Weltuntergangsstimmung rund ums DFB-Team ist nun Aufbruchstimmung eingekehrt. Bei den Protagonisten selbst, aber auch, so scheint ist, bei den zahlreichen Anhängern im Stadion und vor den TV-Bildschirmen.

Beeindruckende Quote bei RTL

Das Interesse an der Übertragung bei RTL war immens. Fast 12 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten in der Spitze das 2:1. Für den Privatsender aus Köln war es die beste Quote für ein Länderspiel seit 2019.

Und auch im Frankfurter Stadion war, zumindest bei Angriffen des deutschen Teams, eine positive Grundstimmung zu erkennen. Dass ausgerechnet Mittelstädt, der Unglücksrabe vor dem 0:1, keine zehn Minuten später mit einem sehenswerten Treffer seinen Fauxpas egalisierte, hatte neben der wichtigen sportlichen Signalwirkung auch eine symbolische: „Egal ob wir Fehler machen, wir schlagen zurück“, ließ sich aus dem Jubel des VfB-Profis herauslesen.

Auch der Bundestrainer schrie seine Freude ob des Traumtores heraus, während die Stadion-Regie erstmals bei einem deutschen Tor den Klassiker „Major Tom (Völlig losgelöst)“ von Peter Schilling abspielte. Eine Petition, die eben jenen Song als Jingle bei Toren des DFB-Teams forderte, hatte in den vorangegangenen Tagen fast 70.000 Unterstützer gefunden.

Der X-User „Max Kirchi“ hatte sie ins Leben gerufen, bereits zuvor hatten etliche Userinnen und User der Social-Media-Plattform X euphorisiert einen neuen Tor-Jingle diskutiert. Wiederum einige Tage vorher war eine Kampagne des DFB-Ausrüsters Adidas viral gegangen, in der die neuen Trikots – darunter das am Dienstag erstmals getragene Auswärts-Jersey – vorgestellt wurden.

DFB-Profis haben die gute Stimmung selbst in der Hand

Der Spot traf den Nerv vieler Fans und wurde zigfach im Netz geteilt. Auch der Nachfolgeclip, der einen Shitstorm angesichts des neuen pinken Auswärtstrikots vorhersah, erfreute sich großer Beliebtheit. Der DFB, er machte auf einmal sehr viel richtig.

Und weder der abrupt bekannt gegebene Ausrüsterwechsel von Adidas zu Nike ab 2027 noch die von Ex-„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt losgetretene Hetzkampagne gegen Abwehrspieler Antonio Rüdiger, die sich um ein zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan geteiltes Foto bei Instagram drehte, konnte die weitgehend positiven Schlagzeilen ins Gegenteil verkehren.

Den wichtigsten Part spielten dabei aber dann doch die DFB-Profis selbst, die mit einer (oder zwei) Pleiten gegen Frankreich oder die Niederlande den glimmenden Funkten zum Ersticken hätten bringen können. Dass das Feuer weiter brennt, dafür darf sich der Bundestrainer selbst auf die Schulter klopfen – und sich in seiner Entscheidung bestätigt fühlen.

Zweimal setzte Nagelsmann auf dieselbe Startelf, und zweimal wurde er nicht enttäuscht. Rückkehrer Toni Kroos brillierte auf der Sechs wie beim „Weißen Ballett“ in Madrid, Joshua Kimmich erfüllte seine Aufgabe auf der rechten Seite mit Bravour. Maxi Mittelstädt entwickelt sich langsam zur ernsthaften Startelf-Option für die EM, während Florian Wirtz seine Pass- und Spielqualitäten nun auch im DFB-Dress zum Ausdruck brachte.

Aktie.
Die mobile Version verlassen