„Billige Schlafsäcke und Müll“
Hüttenwirte schockiert über zerstörte Winterräume
06.12.2025 – 11:58 UhrLesedauer: 2 Min.
Eine alpine Notunterkunft wird verwüstet – wieder einmal. Der Alpenverein schlägt Alarm und warnt: Solche Schäden können Leben kosten.
Wieder ist ein Winterraum im Hochgebirge mutwillig beschädigt worden. Dieses Mal traf es die Stüdlhütte in der Glocknergruppe auf rund 2.800 Metern Höhe. Die Betreiber der Hütte veröffentlichten Bilder der Verwüstung auf Social Media – zu sehen sind zerbrochene Fensterscheiben, zerstörte Möbel und zurückgelassener Müll.
„Unser Winterraum wurde erneut mutwillig zerstört. Wir sind traurig, dass es so weit kommen muss“, posteten die Hüttenwirte Veronika und Matteo Bachmann auf Instagram.
Der Vandalismus in der Stüdlhütte ist kein Einzelfall, auch die Winterräume anderer Berghütten wurden in diesem Jahr beschädigt. Der Deutsche Alpenverein (DAV) berichtet von ähnlichen Vorfällen an der Knorrhütte im Wettersteingebirge, an der Mindelheimer Hütte im Allgäu und am Watzmann-Hocheck im Berchtesgadener Land. In einigen Fällen wurden Möbel zertrümmert, Feuerholz zweckentfremdet oder sogar Übernachtungskassen gestohlen.
Winterräume in den Alpen sollen Schutz bieten – bei Wetterstürzen, plötzlicher Erschöpfung oder in Notfällen. Doch laut dem Deutschen Alpenverein nehmen Vandalismus und Zweckentfremdung deutlich zu, berichtet der Bayerische Rundfunk.
Markus Block, Sprecher des DAV, vermutet hinter den gehäuften Vorkommnissen einen Social-Media-Trend. Junge Menschen würden gezielt sogenannte Micro-Adventures unternehmen, um sich in Notunterkünften in Szene zu setzen und die Erlebnisse anschließend online zu teilen.
Die Folgen solcher zerstörerischen Mini-Abenteuer seien gravierend. Der DAV weist darauf hin, dass die Instandsetzung von Winterräumen mit großem Aufwand verbunden ist. Ersatzteile müssten oft per Hubschrauber transportiert werden.
Besonders groß sei der Schaden laut Alpenverein im vergangenen Winter an der Knorrhütte gewesen. Dort habe man billige Schlafsäcke und leere Alkoholflaschen gefunden – Hinweise auf eine nächtliche Feier. „Wir gehen stark davon aus, dass Leute hier nur hergekommen sind, um schöne Fotos zu machen, zu feiern und wieder abzuhauen“, sagt Block.
Trotz der Zerstörungen hält der DAV daran fest, die Winterräume nicht abzuschließen. „Denn wer in den Bergen festsitzt, hat auch keine Möglichkeit, irgendwo einen Schlüssel abzuholen“, erklärt Block. Die meisten Bergsteiger würden Notunterkünfte weiterhin verantwortungsvoll nutzen, betont der Verein. Doch gerade, weil sie im Ernstfall Sicherheit bedeuten können, appelliert der DAV an mehr Bewusstsein und Respekt. Ein Winterraum ist kein Partyraum, kein Gratisschlafplatz und keine Müllhalde – diese Botschaft stellt der Alpenverein unmissverständlich klar.
Die Betreiber der Stüdlhütte haben nach dem neuerlichen Vorfall angekündigt, den beschädigten Winterraum im Rahmen geplanter Bauarbeiten vollständig zu renovieren. Bis dahin bleibt er – wie seit dem Unfall im Jahr 2021 – nur als Notunterkunft geöffnet.












