Strom für 400 Kilometer in fünf Minuten
Neues System soll das E-Auto-Laden revolutionieren
Aktualisiert am 18.03.2025 – 14:38 UhrLesedauer: 3 Min.
BYD hat ein Ladesystem für Elektrofahrzeuge präsentiert, das in fünf Minuten Energie für 400 Kilometer liefert. Diese Innovation könnte Tesla weiter unter Druck setzen.
Der chinesische Elektrofahrzeughersteller BYD hat ein neues Ladesystem vorgestellt, das laut Unternehmensangaben die Ladezeit von Elektrofahrzeugen auf das Niveau des Tankens von Benzinfahrzeugen reduzieren könnte. Das berichtet der „Guardian“. Zudem kündigte BYD erstmals den Aufbau eines landesweiten Ladenetzwerks in China an.
Bei einer Veranstaltung im Hauptsitz des Unternehmens in Shenzhen erklärte Gründer Wang Chuanfu, dass die sogenannte Super e-Plattform eine Spitzenladegeschwindigkeit von 1.000 Kilowatt (kW) erreichen könne. Dies würde es ermöglichen, Fahrzeuge innerhalb von fünf Minuten für eine Strecke von 400 Kilometer aufzuladen.
Ladegeschwindigkeiten von 1.000 kW wären doppelt so schnell wie die neuesten Supercharger von Tesla, die bis zu 500 kW unterstützen. Allerdings funktioniert dies nur, wenn zwei Kabel gleichzeitig eingesteckt werden. Experten sehen schnelle Ladetechnologien als entscheidend für die verstärkte Akzeptanz von Elektrofahrzeugen.
Diese Nachricht könnte für Tesla, das derzeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpft, problematisch sein. Der Aktienkurs des Unternehmens ist am Montag um 4,8 Prozent gefallen und verzeichnete damit den achten Rückgang in Folge. Seit Dezember hat Teslas Marktwert fast die Hälfte verloren. Neben verfehlten Verkaufszielen steht Tesla unter Druck, autonome Fahrzeuge zu produzieren, was bisher nicht gelungen ist.
Zudem sieht sich das Unternehmen wachsender Konkurrenz durch preisgünstigere Elektromodelle wie die von BYD und anderen chinesischen Herstellern gegenüber – ganz zu schweigen zum ramponierten Image durch seinen CEO Elon Musk. Die in Hongkong notierten BYD-Aktien, die sich am Montag kaum veränderten, sind in diesem Jahr um rund 45 Prozent gestiegen.

BYD kündigte an, dass die neue Ladeinfrastruktur vorerst in zwei neuen Modellen – dem Han L Sedan und dem Tang L SUV – verfügbar sein wird. Diese sollen ab einem Preis von 270.000 Yuan (37.330 US-Dollar) angeboten werden. Sie verfügen über ein Bordnetz von 1.000 Volt Spannung. Darüber hinaus plant BYD den Bau von über 4.000 ultraschnellen Ladeeinheiten in ganz China zur Unterstützung der neuen Plattform.
Das Unternehmen machte keine Angaben zum Zeitrahmen oder zu den Investitionskosten für diesen Ausbau der Ladeinfrastruktur. Bislang haben Besitzer eines BYD-Fahrzeugs meist auf Ladeeinrichtungen anderer Hersteller oder öffentliche Ladestationen zurückgegriffen.
Tesla bietet seine Supercharger seit 2014 in China an und andere chinesische Konkurrenten wie Nio, Li Auto, Xpeng und Zeekr investieren ebenfalls seit Jahren intensiv in den Aufbau eigener Ladeinfrastrukturen. BYD verkaufte im vergangenen Jahr überwiegend Plug-in-Hybride und erreichte einen Absatz von 4,2 Millionen Einheiten. Für dieses Jahr strebt das Unternehmen einen Verkauf zwischen fünf und sechs Millionen Einheiten an.
BYD erwägt Produktion in Deutschland
Einem Insider zufolge nimmt BYD Deutschland als Standort für ein drittes Montagewerk in Europa in die Auswahl. Westeuropa komme deswegen infrage, weil BYD über die Produktion in der Region seine Marke stärken und die Akzeptanz bei den Kunden verbessern könne, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Allerdings hänge eine Entscheidung über ein weiteres Werk davon ab, wie sich der Absatz von BYD entwickle und wie stark die Kapazitäten in Ungarn und der Türkei ausgelastet seien, hieß es weiter.
Im Januar hatte Reuters unter Berufung auf Insider berichtet, dass chinesische Autobauer womöglich an überzähligen Volkswagen-Werken in Deutschland interessiert sind. Der Wolfsburger Autobauer hat Ende Dezember die Fertigung des T-Roc-Cabrio in Osnabrück zwar bis 2027 verlängert, doch danach ist die Zukunft der Anlage mit rund 2.300 Beschäftigten offen. BYD hatte bereits Interesse an dem Ford-Werk in Saarlouis angemeldet, der Verkauf scheiterte jedoch.