Macht und Alter
Der Alte 2.0: Merz, die Kanzlerschaft und seine Lebensjahre
Aktualisiert am 22.04.2025 – 06:45 UhrLesedauer: 5 Min.
Friedrich Merz wäre bei Amtsantritt der älteste Regierungschef seit Adenauer. Ist das eher gut oder eher schlecht für ihn? Ein Blick darauf, was Alter im Amt bedeutet – oder auch nicht.
Als Friedrich Merz im Januar den Wahlkampf begann, führte ihn sein erster Weg nach Rhöndorf – zum mythenumwobenen Wohnort von Konrad Adenauer. Erster Bundeskanzler, CDU-Ikone, ehrfürchtig „Der Alte“ genannt. Merz schritt die Gedenkstätte ab, hielt eine weit ausholende Rede – und jedem Beobachter war klar: Hier soll ein historischer Bogen geschlagen werden. Vom „Alten aus Rhöndorf“ zu… ja, wem eigentlich?
Sollte Friedrich Merz tatsächlich wie geplant am 6. Mai zum Bundeskanzler gewählt werden, wäre er beim Amtsantritt 69 Jahre alt – und damit der zweitälteste Kanzler seit Adenauer. Was bedeutet das für ihn? Und für Deutschland?
Feststellen lässt sich, dass dem wohl baldigen Bundeskanzler klar ist, dass er nicht mehr als Nachwuchskraft durchgeht. Im Mai 2024 erschien eine Folge des Podcasts „Hotel Matze“, Merz war zu Gast. Gastgeber Matze Hielscher gilt als jemand, bei dem auch Politiker mal ihre weiche Seite präsentieren dürfen. Er fragte Merz also, wo er bei sich selbst „das größte Fragezeichen“ sehe. Und Merz kam – überraschend – auf sein Alter zu sprechen.
„Ich bin nicht mehr 40, auch nicht mehr 50“, sagte Merz. Da stelle er sich natürlich schon die Frage, ob er den Ansprüchen seiner Ämter – damals Partei- und Fraktionsvorsitz – gewachsen sei. Es war eine Zeit, als Alter plötzlich wieder eine politische Kategorie wurde. Wenige Wochen später verzichtete ein merklich ins hohe Alter gekommener Joe Biden in den USA auf eine erneute Präsidentschaftskandidatur. Natürlich versäumte Merz es nicht, unmittelbar nach seinem Bekenntnis klarzustellen, dass er sich als „uneingeschränkt leistungsfähig“ betrachte.
Andere in seinem Alter würden das nicht mehr so ohne weiteres von sich behaupten. So sagte Entertainer Harald Schmidt neulich in einem Podcast, er könne sich vorstellen, dass Merz den Job doch recht tough finden werde. „Ich penne gern mal mittags, auch schon mal morgens um 11. Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich müsste mich einarbeiten…“ Er stelle sich das Ganze „nicht unanstrengend“ vor. Und ja, wo Schmidt recht hat, hat er recht: Es gibt wohl kaum ein Amt mit höherem Verschleißfaktor als das des Bundeskanzlers.
Im ARD-Sommerinterview sagte Merz im vergangenen Jahr, wenn er sich als Kanzlerkandidat zur Verfügung stellen sollte, dann müsse er „das gute Gewissen dabei haben, dass ich das physisch und auch geistig kann und durchhalte, und das sollte dann auch nicht nur für kurze Zeit sein“. Auf Nachfrage konkretisierte er, dass er dann für einen „Zeitraum von sechs bis zehn Jahren“ als Kanzler zur Verfügung stehen wolle.
Das erinnert nun in der Tat an Konrad Adenauer, der sich 1949 als 73-Jähriger mit starken Vorbehalten in seiner eigenen Partei konfrontiert sah. War der Ex-OB von Köln für eine Kanzlerschaft nicht schon viel zu alt? Diese Frage stellten gerade jene Parteifreunde, die selbst gern an die Spitze der Regierung aufgestiegen wären. Der als „Fuchs“ bekannte Adenauer erklärte daraufhin, er habe mit seinem Arzt darüber gesprochen: „Er meint, für zwei, drei Jahre könnte ich das Amt wohl führen.“ Es wurden dann 14.