Eine Organspende kann Leben retten: Dazu braucht es nur ein kleines Stück Papier – oder reicht ein Tattoo? Eine besondere Kampagne soll das Thema sichtbarer machen.
Ein neuer Vorschlag zur Reform der Todesdefinition der FDP bringt aktuell wieder Diskussionsstoff rund um das Thema Organspende und Ethik mit sich. Mit dem Änderungsvorschlag sollen die Spenderzahlen erhöht werden – die Nachfrage nach Spenderorganen ist groß. Angesichts dessen hat ein gemeinnütziger Verein schon vor einiger Zeit eine Kampagne ins Leben gerufen, um mehr Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken. Ein ganzer und ein geteilter Kreis als Tattoo unter der Haut – was hat es mit der Aktion auf sich?
„+10.000“ zeigt der Zähler auf der Webseite der Jungen Helden, so der Name des Vereins, an: So viele Menschen ließen sich bereits das sogenannte „Opt.Ink“ Tattoo stechen. Auf der Webseite finden Interessierte Informationen zur Organspende, Fotos des gestochenen Motivs und rund 700 Tattoostudios, die an der Kampagne teilnehmen.
Das geometrische Motiv ist filigran und schlicht, hat jedoch eine besondere Bedeutung: Einerseits steht es für das Geschenk des Lebens, welches durch die Organspende ermöglicht wird. Außerdem handelt es sich bei der Kombination aus einem vollen und einem halben Kreis um das Akronym von „Organ Donor“ (englisch für Organspender).
Größere Aufmerksamkeit erhielt das Projekt auch im Mai, als sich mehrere Bundestagsabgeordnete, darunter Stefan Schwartze (SPD), das kleine Motiv tätowieren ließen. Grund für die Tattoo-Aktion der Politiker sei der Wunsch gewesen, zur Auseinandersetzung mit dem Thema anzuregen.
Im Gegensatz zu unseren Nachbarländern Österreich und den Niederlanden gilt in Deutschland für die Organspende nicht die Widerspruchs-, sondern die Entscheidungslösung. Das heißt, um Spender zu werden, muss etwa mittels eines Organspendeausweises der Organentnahme aktiv zugestimmt werden. Stellvertretend können dies auch Angehörige nach dem Tod entscheiden.
Allerdings ist dann oft nicht bekannt, wie die Person selbst entschieden hätte. In solchen Fällen soll etwa das Organspende-Tattoo Klarheit über den Patientenwunsch schaffen, auch wenn es den Organspendeausweis nicht ersetzt.
Obwohl das kleine Tattoo für unwissende Angehörige den Wunsch des Spenders verdeutlichen kann, gilt es nicht als rechtskräftiges Dokument. Wer spenden will, muss – auch mit Tattoo – einen Spenderausweis oder ein formloses Dokument unterschreiben. Sollte sich jemand nach dem Stechen des Tattoos also noch einmal umentscheiden, ist dies kein Problem.
Obwohl die Mehrheit der Deutschen dem Thema Organspende positiv zugewandt ist, besitzen laut einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus 2022 nur 44 Prozent einen Organspendeausweis. Die Kampagne „Opt.Ink“ soll dazu beitragen, dass mehr über Organspende gesprochen wird.