Kleinere Häfen im Fokus
Mega-Fusion bei Reedereien: die Chance für Bremerhaven?
dpa, Lukas Müller, Lennart Stock und Mirjam Uhrich
30.12.2024 – 08:16 UhrLesedauer: 3 Min.
Eine Mega-Fusion der Reedereien steht bevor. Davon könnten in Deutschland Häfen profitieren, die nicht jeder sofort auf dem Zettel haben dürfte.
Hafen- und Terminalbetreiber rechnen wegen der Zusammenarbeit der Reedereien Maersk und Hapag-Lloyd mit Verschiebungen beim Containerumschlag zwischen den größten deutschen Seehäfen. Profitieren könnten im nächsten Jahr von der neuen Allianz vor allem Bremerhaven und Wilhelmshaven, wie Hafengesellschaften und Terminalbetreiber auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilten. In Hamburg wird Hoffnung auf die Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) gesetzt.
Maersk aus Kopenhagen und Hapag-Lloyd aus Hamburg hatten Anfang 2024 angekündigt, sich in der sogenannten „Gemini Cooperation“ zusammenzuschließen. Künftig wollen die Reedereien vorrangig Häfen anlaufen, in denen sie selbst Terminals besitzen oder kontrollieren. Die Allianz plant ein sogenanntes Hub-and-Spoke-System, in dem größere Häfen als Hauptumschlagplätze (Hubs) fungieren. Starten soll die Allianz im Februar 2025. Beide Partner geben dafür ihre bisherigen Bündnisse mit anderen Reedereien auf.
Eine Neuordnung der Allianzen unter Reedern sei für die Hafenterminals immer Chance und Risiko zugleich, sagte ein Sprecher des Terminalbetreibers Eurogate. Das Bremer Unternehmen unterhält unter anderem Containerterminals in Bremerhaven und Wilhelmshaven. Die „Gemini Cooperation“ könne einen deutlichen Wachstumsschub für das Unternehmen bedeuten. „Da die neuen Fahrpläne bereits vorgestellt wurden, leiten wir daraus ab, dass sich der Containerumschlag in Bremerhaven und Wilhelmshaven dadurch deutlich positiv entwickeln wird. Beide Standorte sind als Hub-Terminals im Gesamtnetzwerk der Allianz definiert.“ Genaue Zahlen nannte Eurogate nicht.
In Bremerhaven werde vor allem das North-Sea-Terminal von der „Gemini Cooperation“ angelaufen, sagte der Eurogate-Sprecher. Dort stelle das Unternehmen Mitarbeiter ein. Das Terminal leitet Eurogate gemeinsam mit einer Firmentochter der weltweit zweitgrößten Reederei Maersk. Doch auch an den weiteren zwei Terminals in Bremerhaven rechne Eurogate mit einer Zunahme des Umschlags. Zu einzelnen geplanten Investitionen in Bremerhaven machte Eurogate keine Angaben. Das Ziel sei es, „den Übergang vom manuellen in den automatisierten Containerumschlag zu schaffen“.
Laut Terminalbetreiber Eurogate bereitet man sich auf diese Entwicklung vor. „Das bedeutet, dass wir in Wilhelmshaven bereits Personal eingestellt und unsere Technik auf den neuesten Stand gebracht haben.“ Zuletzt wurden etwa Containerbrücken erhöht und zusätzlich zwei neue in Betrieb genommen. Insgesamt seien in den vergangenen zwei Jahren mehr als 100 Millionen Euro Investitionen in den Standort Wilhelmshaven geflossen.
Wachstum soll an der Jade im neuen Jahr auch eine neue Direktverbindung der chinesischen Reederei KAWA zwischen Wilhelmshaven und Ningbo in China bringen. Der sogenannte China-Europe-Express ist laut Marketinggesellschaft die einzige Direktverbindung nach China an einem nordeuropäischen Containerhafen. Eine Konkurrenz zu den Linien der „Gemini Cooperation“ soll die neue Direktverbindung nicht sein. Die Linie sei viel mehr als Ergänzung für eine schnelle Verbindung zwischen China und Europa zu verstehen.
„Aufgrund der aktuellen Entwicklungen gehen wir positiv gestimmt in das Jahr 2025. Die Vorzeichen sind gut, dass sich der Standort als feste Größe in der Nordrange weiter etabliert“, sagte der Geschäftsführer der JadeWeserPort-Vermarktungsgesellschaft Marc-Oliver Hauswald.
Für Deutschlands größten Hafen Hamburg hat die „Gemini Cooperation“ voraussichtlich negative Folgen. Hapag-Lloyd kündigte an, dass die Reederei etwa zehn Prozent Ladung aus Hamburg abziehen werde. Dabei geht Deutschlands größte Reederei davon aus, dass das Ladungsvolumen insgesamt im nächsten Jahr um 20 Prozent zunehmen werde, was auch zu Wachstum in Bremerhaven und Wilhelmshaven führen werde.