Neuer Digitalminister
Karsten Wildberger: Vom Lobbyverband ins Ministeramt
Aktualisiert am 28.04.2025 – 14:50 UhrLesedauer: 3 Min.
Sein Name ist die große Überraschung: Der Chef von Mediamarkt und Saturn soll Digitalminister in der neuen Koalition aus Union und SPD werden.
Er ist die große Überraschung: Topmanager Karsten Wildberger soll das neue Digitalministerium im Kabinett von Friedrich Merz (CDU) übernehmen. Als Vorstandschef des Ceconomy-Konzerns (Düsseldorf) und Vorsitzender der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding mit rund 1.000 Märkten in vielen Ländern bringt der 56-Jährige einschlägige Praxiserfahrung mit. In den vergangenen Jahren gehörte die digitale Transformation in Wirtschaft und Unternehmenswelt zum Kern seiner Tätigkeiten.
Direkt nach Bekanntgabe seiner Berufung bat Wildberger den Aufsichtsrat der Ceconomy AG darum, ihn zum 5. Mai von seinen Aufgaben zu entbinden. Am 6. Mai soll Merz zum Bundeskanzler gewählt werden. „Ich fühle mich geehrt über das Vertrauen, das Friedrich Merz in mich setzt, und die Möglichkeit, der neue Minister für Digitales zu werden“, erklärte er. Doch wofür steht der angehende Minister politisch?
Geburtstag: 5. September 1969
Familienstand: verheiratet
Ausbildung: Chemiestudium
Wildberger selbst ist in der Vergangenheit nicht mit öffentlichen politischen Äußerungen aufgefallen, politisch engagiert er sich trotzdem, bislang jedoch im Hintergrund. Denn Wilderberger ist seit Jahren Mitglied im Wirtschaftsrat der CDU und seit 2021 sogar dessen Vizepräsident. Daher dürfte Wildberger auch Merz kennen, denn der angehende Bundeskanzler war selbst seit den 90er Jahren Mitglied des Wirtschaftsrats und von 2019 bis 2021 Vizepräsident und damit Wildbergers direkter Vorgesetzter.
Obwohl der Name es vermuten lassen würde, handelt es sich beim Wirtschaftsrat der CDU nicht um ein Parteigremium, sondern um einen Lobbyverband. Trotzdem sind die Verbindungen zwischen Wirtschaftsrat und den Christdemokraten eng. So sitzt der Präsident als ständiger Gast im Parteivorstand der CDU.
Politisch vertritt der Wirtschaftsrat, der sich selbst als „Stimme der sozialen Marktwirtschaft“ bezeichnet, wirtschaftsliberale Positionen. So fordert der Verband unter anderem den Abbau von Bürokratie, eine Reduzierung der Steuerlast für Unternehmen und einen Ausbau der Digitalisierung. Darüber hinaus spricht sich der Wirtschaftsrat gegen die politische Einmischung beim Mindestlohn aus und fordert eine Abschaffung des Solidaritätszuschlag bei gleichzeitiger Einhaltung der Schuldenbremse.
Ende 2023 erklärte die amtierende Präsidentin des Wirtschaftsrats, Astrid Hamker, im Gespräch mit der dpa: „Die wahren Ursachen der Finanzprobleme dieser Bundesregierung heißen Bürgergeldeinführung, Bürgergelderhöhung und Einführung der Kindergrundsicherung.“ Und forderte die Rücknahme dieser „Sozialgeschenke“
Immer wieder kritisieren Organisationen wie Lobbycontrol den Einfluss des Verbands auf die Führungselite der CDU. Besonders die Tatsache, dass die Präsidenten des Verbands einen Sitz im Parteigremium haben, wird dabei kritisiert. 2020 kam eine Anwaltskanzlei aus Hamburg in einem Gutachten zu dem Urteil, dass diese Praxis sowohl gegen das Parteiengesetz als auch gegen die Satzung der CDU verstoße.
Auch die politischen Positionen des Wirtschaftsrats werden immer wieder kritisiert, besonders im Bereich der Klimapolitik. So bezeichnete Lobbycontrol den Verband als „einflussreicher Klimaschutz-Bremser“. Der Verband setze sich vor allem für die Belange jener Unternehmen ein, welche der Fossilindustire nahestehen. 2020 forderte der Wirtschaftsrat, die Klimavorgaben aufzuweichen, da diese den Industriestandort Deutschland bedrohen würden
So sprach sich der Generalsekretär des Verbands 2021 für ein Verbot von Klimaschutzklagen gegen Unternehmen aus. Ferner organisierten Landesverbände in der Vergangenheit Veranstaltungen mit Experten, die den menschengemachten Klimawandel leugneten.