Paypal hat überraschend starke Quartalszahlen vorgelegt und die Analystenschätzungen deutlich übertroffen. Trotzdem stürzt der Aktienkurs ab. Die Suche nach Gründen.
Jeder kennt es, die meisten nutzen es: Paypal. Die App, mit der man Freunden kostenlos Geld senden und bequem in Onlineshops bezahlen kann, teilweise sogar per Express-Checkout. Mittlerweile hat der Bezahldienst auch im Einzelhandel zahlreiche Nutzer gefunden – an Verkaufsständen, auf Messen oder auf Wochenmärkten können Kunden per App bezahlen. Ein WLAN-Netz ist dafür nicht nötig, mobile Daten reichen aus.
Gestern legte das amerikanische Unternehmen seine Quartalszahlen vor, und die waren schlecht, wie der Aktienkurs zu suggerieren scheint. Der Kurs brach zunächst um acht Prozent ein, bevor er mit einem Minus von 5,6 Prozent aus dem Handel ging. Sind die Gründe für den Abverkauf gerechtfertigt? Und wie tief kann der Kurs noch fallen, bevor es endlich wieder aufwärtsgeht?
Im dritten Quartal verbuchte Paypal bei einer Umsatzsteigerung von sechs Prozent auf 7,85 Milliarden Dollar einen Gewinnanstieg um 14 Prozent auf 1,23 Milliarden Dollar. Das Ergebnis pro Aktie lag bei 1,20 Dollar, im Vorjahresquartal waren es 0,98 Dollar. Experten hatten im Vorfeld eine Gewinnsteigerung auf 1,07 Dollar je Aktie prognostiziert. Damit übertraf das Unternehmen die Erwartungen.
Paypal avancierte während der Corona-Pandemie zum Anlegerliebling – kein Wunder, denn als die Geschäfte geschlossen waren und alle zu Hause bleiben mussten, wurde online bestellt und bezahlt. Doch der Aktienkurs schoss mit 262 Euro weit über das Ziel hinaus. Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 53 war die Aktie extrem überbewertet.
Es folgte der beispiellose Absturz um mehr als 80 Prozent auf 47 Euro im Oktober 2023. Dass sich das reale Geschäft von Paypal zwischen 47 Euro im Tief und 262 Euro im Hoch in diesem Zeitraum weder verfünffacht hat noch um 80 Prozent eingebrochen ist, ist angesichts der Geschäftszahlen ein Beleg dafür, dass sich viele Anleger darüber beim Kauf und Verkauf der Aktien womöglich keine Gedanken gemacht haben.
Der einzige Grund für die Kurskapriolen scheint die Stimmung der Anleger zu sein – entweder gierig, wenn die Aktie steigt, oder ängstlich, wenn sie fällt. Und ein Beweis dafür, dass die Stimmung nichts mit der Geschäftsentwicklung des Unternehmens zu tun hat.
Die Zahl der weltweit aktiven Paypal-Konten lag im Juni 2024 stabil bei rund 429 Millionen. Das Transaktionsvolumen stieg um neun Prozent auf 422,6 Milliarden Dollar im Vergleich zum zweiten Quartal 2024. Dass die Geschäfte gut laufen, zeigt der Ausblick des Vorstands. Darin hebt der amerikanische Bezahldienstleister seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr an.
Man peile einen Anstieg des Ergebnisses je Aktie ohne Einmalkosten im hohen zweistelligen Prozentbereich an, statt wie zuvor angekündigt im niedrigen bis mittleren zweistelligen Prozentbereich, teilte Paypal am Dienstag mit.
„Wir machen solide Fortschritte bei unserer Transformation, da wir neue Innovationen auf den Markt bringen, wichtige Partnerschaften mit führenden Handelsakteuren eingehen und durch neue Marketingkampagnen Aufmerksamkeit und Engagement fördern“, erklärte Konzernchef Alex Chriss. Das Unternehmen konzentriere sich auf langfristiges profitables Wachstum. Zudem kündigte Paypal weitere Aktienrückkäufe an.
Alex Chriss (47), der neue CEO von Paypal, trat Ende September 2023 die Nachfolge des langjährigen Chefs Dan Schulman (66) an, der in den Ruhestand verabschiedet wurde. Chriss plant unter anderem, Verbraucher und Händler noch effizienter zusammenzubringen.
Der ehemalige Manager des US-Softwareherstellers Intuit steht für mehr Schnelligkeit und Profitabilität. In einem Podcast von Yahoo Finance sagte er, er wolle das Unternehmen von einem reinen Zahlungsdienstleister zu einem Anbieter machen, der im gesamten Handel präsent sei.
Das neue Programm von Paypal nennt sich „Everywhere“. Mit der Paypal-Debitkarte will der Online-Dienst auch das Bezahlen an der Ladenkasse erobern. Nutzer erhalten fünf Prozent Cashback auf ihre Einkäufe. Die Karte kann zudem in der Apple Wallet hinzugefügt und mit Apple Pay verwendet werden.