Experten-Tipps
Kredite für Selbstständige: Fünf Wege, wie Sie die Bank überzeugen
Aktualisiert am 24.09.2024 – 11:28 UhrLesedauer: 3 Min.
Einen Kredit von einer Bank bekommen? Viele Freiberufler und Selbstständige stoßen dabei auf Schwierigkeiten. Wie sie ihre Chancen erhöhen können.
Oft verdienen sie gut und haben eine Top-Bonität – und doch tun sich viele Banken schwer damit, Freiberuflerinnen und Selbstständigen einen Kredit zu gewähren. Ein Grund: die häufiger schwankenden Einnahmen. Fünf Tipps, wie es trotzdem klappen kann.
Es ist eigentlich immer empfehlenswert, zunächst die Hausbank zu kontaktieren, rät Jörg Buschan, Experte für Kreditrecht beim Bundesverband deutscher Banken in Berlin. Denn dort kennt man die finanzielle Situation des oder der Kredit-Interessierten am besten – und kann so wertvolle Tipps geben.
Macht die Hausbank ihrerseits ein Kreditangebot, lohnt es, dieses mit Angeboten anderer Banken zu vergleichen, so Buschan. Das ist auch online möglich.
Je nach Verwendungszweck kann auch ein Förderkredit der staatlichen KfW-Bank in Betracht gezogen werden. Ein Beispiel ist der ERP-Förderkredit für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Dieser Kredit steht sowohl Selbstständigen als auch Freiberuflern zur Verfügung, vorausgesetzt, die Mittel werden für Investitionen in ihre berufliche Tätigkeit genutzt.
„Wichtig ist den Banken ein regelmäßiges Einkommen in ausreichender Höhe“, sagt Andreas Lutz, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) in München. Das kann auch aus nicht selbstständiger Tätigkeit sowie aus Mieteinnahmen oder Kapitalerlösen stammen.
Ebenfalls relevant ist die Bonität, auch genannt Kreditwürdigkeit – also die pünktliche Bezahlung früherer Kredite. Wird ein Kredit beantragt, holt die Bank dafür bei der Kundin oder dem Kunden die Zustimmung für die Abfrage bei der Auskunftei Schufa ein. Tipp: „Einmal jährlich kann man dort – und bei ähnlichen Dienstleistern – kostenlos eine Selbstauskunft anfordern, um sich ein Bild über die eigene Kreditwürdigkeit zu verschaffen“, so Lutz.
Freiberufler und Selbstständige können die Chancen auf einen Kredit deutlich erhöhen, wenn sie bestimmte Sicherheiten haben. „Dazu zählen zum Beispiel eine schuldenfreie Immobilie, eine Risikolebensversicherung oder ein Wertpapierdepot“, sagt Andreas Lutz.
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Womöglich ist auch der Ehepartner, die Ehepartnerin oder ein Familienangehöriger bereit, für den Kredit zu bürgen.
Für die Bank ist die entscheidende Frage, ob der Antragsteller oder die Antragstellerin in der Lage ist, einen Kredit zu bedienen. Um ein umfassendes Bild zu bekommen, fordern sie von Selbstständigen und Freiberuflern die Jahresabschlüsse der letzten drei Jahre an. Daraus lassen sich Umsatz, Gewinne und die Umsatzrendite ableiten und vergleichen, erklärt Andreas Lutz vom VGSD.
Ebenfalls wichtig: „Die Einkommensteuerbescheide der zurückliegenden drei Jahre sowie Konto- und Depotauszüge“, sagt Kreditrecht-Experte Buschan. Und auch den Personalausweis sollte man mitbringen, um sich zu legitimieren.
Nachdem die Bank den Kredit genehmigt hat, können Selbstständige und Freiberufler auf einen Kredit hoffen. Doch es gibt weitere Aspekte, die beachtet werden sollten.
Es ist wichtig, dass die monatlichen Belastungen für Zinsen und Tilgung relativ zum Einkommen nicht zu hoch sind, erklärt Andreas Lutz. Dies verhindert, dass eine unerwartete Verschlechterung der Einkommensverhältnisse zu einer finanziellen Überforderung führt.
Jörg Buschan empfiehlt, den Abschluss einer Kreditausfallversicherung in Betracht zu ziehen. Diese Versicherung schützt bei Zahlungsausfällen von Kunden. So kommen die Kreditnehmer selbst nicht in finanzielle Schwierigkeiten gegenüber der Bank.
Freiberuflerinnen und Selbstständige sollten bei der Kreditaufnahme auf flexible Rückzahlungsoptionen achten. Bei gut laufenden Geschäften können Sondertilgungen dazu beitragen, den Kredit schneller abzubezahlen, erklärt Buschan.
Selbstständige, die erstmals einen Kredit beantragen, können sich von spezialisierten Beratern für kleine Unternehmen und Existenzgründerinnen unterstützen lassen. Dabei erhalten sie wertvolle Impulse für ihr Business – und „möglicherweise auch den Rat, keinen Kredit aufzunehmen, falls sich die geplante Investition nicht ausreichend lohnt“, sagt Lutz.
Statt für einen Kredit zu bürgen, sind nahe Verwandte vielleicht sogar bereit, Selbstständigen oder Freiberuflerinnen direkt einen Kredit zu gewähren. „Ein solches Darlehen ist dann oft mit geringeren Zinsen verbunden und flexibler“, sagt Lutz.