Krebs-Gefahr in ganz Europa
Hochrisiko-Spender zeugt 200 Kinder
10.12.2025 – 18:10 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein einziger Mann zeugt ein Kind nach dem anderen. Was er selbst nicht weiß: Er leidet unter einem seltenen Gendefekt. Jetzt bangen in ganz Europa Familien um das Leben ihrer Kinder.
Der Fall der mit Hochrisikosperma gezeugten Kinder weitet sich deutlich aus: Bisher war bekannt, dass ein Samenspender mit einem Gendefekt Vater von Dutzenden Kindern geworden ist. Nun offenbart eine Recherche eines investigativen Reporternetzwerks der Europäischen Rundfunkunion (EBU), dass mit dem Sperma des Mannes sogar mindestens 197 Kinder in ganz Europa gezeugt wurden.
Demnach spendete der Mann seit dem Jahr 2005 seinen Samen, damals war er Student. Die ein Jahr zuvor gegründete European Sperm Bank (ESB), ein privates Unternehmen aus Dänemark, verkaufte den Samen ihres Spenders in 14 Ländern.
2022 kam sein letztes Kind auf die Welt. Im Oktober 2023 wurde der Samen vom Markt genommen, einen Monat später Alarm ausgelöst. Laut den aktuellen Recherchen sind trotzdem noch nicht alle betroffenen Familien informiert worden – in mindestens zwölf Fällen sei dies bisher versäumt worden, hieß es.
Ans Licht gekommen war der Fall, nachdem zwei Familien unabhängig voneinander ihre Fruchtbarkeitskliniken kontaktiert hatten, weil ihre Kinder an Krebs erkrankt waren – in beiden Fällen war eine seltene genetische Veränderung schuld. Untersuchungen ergaben: Der Samenspender war zwar selbst bei bester Gesundheit, bei leiblichen Kindern von ihm besteht jedoch das Risiko, dass diese mit dem sogenannten Li-Fraumeni-Syndrom geboren werden.
Das ist eine seltene Erbkrankheit, die die Entstehung von Krebs begünstigt. Die Ursache liegt in einer veränderten Kopie des TP53-Gens, das für die Regulierung des Zellwachstums und der Zellteilung verantwortlich ist. 73 Prozent der betroffenen Männer und 90 Prozent der Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an Krebs.
Der Fall wirft Fragen hinsichtlich des profitablen Geschäfts mit dem unerfüllten Kinderwunsch vieler Paare auf. Die ESB in Kopenhagen teilte mit, man habe tiefes Mitgefühl mit den Familien, Kindern und dem Spender.
Besonders viele Fälle sind den Berichten zufolge aus Belgien bekannt, wohin auch Frauen aus Deutschland zur Behandlung reisten. Allein dort sollen 53 Kinder von 38 verschiedenen Müttern mit dem Sperma gezeugt worden sein, obwohl es in dem Land ein Limit von maximal sechs Familien gibt, die Sperma eines einzigen Spenders verwenden dürfen.
Belgiens Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke forderte der Nachrichtenagentur Belga zufolge eine europäische Datenbank und internationale Beschränkungen für die Verwendung von Sperma eines einzelnen Samenspenders.












