Das Kleine Fest im Großen Garten findet dieses Jahr im Juli statt. Der künstlerische Leiter Casper de Vries spricht im Interview über seine Pläne und die Kritik aus dem Vorjahr.
Es ist bunt, voller Fantasie – und eine Institution in Hannover: das Kleine Fest im Großen Garten. Seit 2024 wird es nicht mehr von seinem Erfinder Harald Böhlmann geleitet. In seine Fußstapfen trat Casper de Vries. Wie er mit der Kritik aus dem vergangenen Jahr umgeht, nach welchem Schema er Künstler für das Kleinkunstfestival aussucht und was er für die diesjährige Ausgabe plant, verrät er im Interview mit t-online.
t-online: Das Motto vom Kleinen Fest im Großen Garten lautet dieses Jahr „Es ist angerichtet“. Wenn das Kleine Fest eine Speise wäre, welche wäre es?
Casper de Vries: Es wären Tapas, weil es so viele unterschiedliche kleine Sachen gibt, die zusammen eine gute Mahlzeit formen. Bei Tapas kann man sich all diese Leckereien aussuchen und sie sich auf einem Teller zusammenstellen. Und Tapas sind auch etwas, das man gerne miteinander teilt.
Sie haben im vergangenen Jahr die künstlerische Leitung des Festivals übernommen. Was waren für Sie, um im Bild zu bleiben, die leckersten Tapas bei Ihrer ersten Ausgabe?
Es gab viele schöne Momente. Ich mochte schon den Beginn jedes Veranstaltungsabends sehr, wenn die Leute mit ihren Bollerwagen durch das Tor kommen, sich ihren Weg bahnen und ihre Picknickdecken ausbreiten und einander treffen. Später zogen sie in kleinen Gruppen durch den Garten und hatten viele gemeinsame Erlebnisse – das ist schön.
Sie haben ein Festival übernommen, das stark mit einer Person, Harald Böhlmann, verknüpft ist. Wie geht man mit diesem Erbe um?
Mit großem Respekt davor, was er aufgebaut hat. Das hat er ganz präzise, effizient und gut gestaltet. Ich habe natürlich vorab Gespräche geführt mit Herrn Böhlmann. Aber die Stadt hat mit der Übergabe des Festes neue Regeln aufgestellt. Es konnte somit nicht alles komplett gleich weitergeführt werden. Wir mussten einiges anpassen.
Casper de Vries, Jahrgang 1964, hat die künstlerische Leitung des Kleinen Festes 2024 übernommen. Der Niederländer arbeitet seit 1997 in verschiedenen Kulturbereichen. Er war bereits als Berater und Programmleiter für diverse Festivals tätig – etwa für La Strada in Bremen oder De Tuin der Lusten in den Niederlanden. Daneben führt er eine Agentur für Outdoor Arts. Casper de Vries spricht vier Sprachen.
Das hat im Vorjahr auch zu Kritik geführt. Unter anderem meinten einige Besucher, die „Magie sei verloren gegangen“. Was war Ihr erster Gedanke, als Sie das gehört haben?
Mein erster Gedanke war: Lasst uns bei den Kritikern nachfragen, was sie mit Magie meinen. Und das habe ich gemacht. Doch da kam nicht wirklich etwas raus. Mir ist nicht klar geworden, was die Magie war. Wenn Menschen mir das klar erklären können, dann kann ich damit weiterarbeiten. Aber bis jetzt ist es nur etwas Gefühltes, das Vermissen von dem, was früher war.
Welche Veränderungen haben besonders für Irritationen gesorgt?
Wenn man es so viele Jahre hintereinander gewohnt ist, vom Picknickbereich im Parterre im vorderen Teil des Gartens reinzulaufen und da ist alles bunt, toll und lustig und 2024 ist dort plötzlich nichts, verstehe ich schon, dass man sagt, die Magie ist in dem Bereich verloren gegangen. Aber es ist uns nicht mehr erlaubt, dort das Fest stattfinden zu lassen. Wir können das nicht zurückbringen. Aber im hinteren Teil des Gartens ist von der Magie reichlich vorhanden.
Vieles von der Kritik verstehe ich nicht.
Casper de Vries
Die Magie ist also innerhalb des Gartens nur etwas verschoben worden?
Genau. Es sind die gleichen Künstler mit neuen Shows da. So wesentlich anders ist das gar nicht. Vieles von der Kritik verstehe ich nicht. Zum Beispiel gab es früher viele Klagen über das Losverfahren, weil Leute keine Karten bekommen haben. Und jetzt gibt es Klagen, dass das Losverfahren abgeschafft wurde.
Kritisiert wurden im vergangenen Jahr zudem die längeren Laufwege.
Es stimmt, am Anfang vom Abend müssen alle Besucher ein wenig weiter laufen, damit sie mitten im Festival stehen. Aber vom Zentrum aus sind alle Shows innerhalb von zwei Minuten zu erreichen. Die Laufwege sind viel kürzer als früher. Dass man es als länger empfindet, kann sein, aber die Wahrheit ist es nicht.
Was ist denn in diesem Jahr anders als im Vorjahr?
Wir haben den Picknickbereich noch weiter nach hinten gelegt. Vor dem Picknick müssen die Besucher also ein ganzes Stück laufen, damit sie danach nur noch zwei Schritte ins Zentrum des Festivals gehen brauchen. Wir haben stark darauf geachtet, dass genau die Bühnen, die direkt neben dem Picknickgelände sind, als erste bespielt werden. Der Beginn des Abends ist etwas konzentrierter.