Aber der Vergleich hinkt. Um die Jahrtausendwende wurden in den USA rund drei Prozent des BIP in Technologie investiert, heute sind es etwa zwei Prozent. Und: Ein Großteil der heutigen Investitionen wird aus Gewinnen und Cashflows finanziert, während vor 25 Jahren vieles kreditfinanziert war. Das ist ein fundamentaler Unterschied.
Was wären klare Warnsignale dafür, dass aus der KI-Euphorie eine gefährliche Blase wird?
Warnsignal Nummer eins wäre ein deutlicher Anstieg der Kreditaufnahme für KI-Projekte. Einige Unternehmen finanzieren bereits einzelne KI-Initiativen über Schulden – das ist aus Bilanzsicht nicht ungewöhnlich. Problematisch wird es erst, wenn dieser Anteil stark steigt.
Worauf sollten Anleger dann konkret achten?
Eine KI-Blase erkennt man daran, dass die Bewertungen steigen, obwohl keine entsprechenden Gewinnperspektiven in Sicht sind. Aktuell wird das am Shiller-KGV sichtbar. Diese Kennzahl zeigt das Verhältnis zwischen der Bewertung von Aktien und den durchschnittlichen, inflationsbereinigten Unternehmensgewinnen der letzten zehn Jahre. Dabei wird deutlich, dass die Bewertung von US-Aktien so hoch ist wie zuletzt zur Zeit der Dotcom-Blase und der Krise von 1929.
Gefährlich wird es, wenn der Markt von wenigen Tech-Giganten getragen wird.
Tuan Huynh
Gefährlich wird es, wenn der Markt von wenigen Tech-Giganten getragen wird, Investitionen schneller wachsen als realistische Umsatzperspektiven, Unternehmen sich verschulden müssen, um mitzuhalten, physische Grenzen wie Energieengpässe das Wachstum bremsen und die Nervosität der Anleger zunimmt. Wenn mehrere dieser Punkte zusammenkommen, sprechen wir von echtem Blasenrisiko.
Wie groß ist das Risiko, dass die hohen KI-Erwartungen enttäuscht werden?
Vieles wird geschehen, woran heute noch niemand denkt. KI hat das Potenzial, nicht nur einzelne Bereiche zu verändern, sondern ganze Branchen: von Services über Fertigung bis hin zur Pharmaindustrie. Aber natürlich gilt: Jede Prognose über vier bis fünf Jahre hinaus ist mit Unsicherheit behaftet. Bis 2030 könnten weltweit bis zu acht Billionen Dollar in KI fließen. Rechnet man die erwartbaren Umsätze der Unternehmen zusammen, kommt man heute auf etwa 1,5 bis 1,6 Billionen Dollar. Entscheidend ist: KI kann zusätzliche Umsätze generieren, die wir heute noch gar nicht absehen. Deshalb gehen wir davon aus, dass sich diese Investitionen langfristig rechnen.
Abseits der großen KI-Aktien: Welche Sektoren profitieren schon heute?
Kurzfristig profitieren die großen Techkonzerne wie Nvidia, Alphabet, Amazon und Meta. Sie liefern die Infrastruktur für KI. Gleichzeitig boomt der Energiesektor, der stark mit KI zusammenhängt. Der Energiebedarf wächst rasant; es gibt Schätzungen, dass KI in den USA Ende der Dekade rund 25 Prozent des gesamten Stromverbrauchs ausmachen könnte. Nicht zufällig investieren Unternehmen wie Amazon mittlerweile in eigene Energiequellen. Das bekannteste Beispiel ist der geplante Bau eines eigenen Atomkraftwerks.












