
Kampf gegen Nazideutschland
Auf diesen Festungen herrschte der Wahnsinn
16.12.2025 – 10:09 UhrLesedauer: 3 Min.
Im Zweiten Weltkrieg mussten die Briten ihr Inselreich vor der deutschen Wehrmacht schützen. Festungen im Wasser sollten dabei helfen, doch für die dort stationierten Soldaten war der Dienst höllisch.
Es sind merkwürdige Gebilde, die die Briten im Zweiten Weltkrieg vor der Mündung der Themse errichtet haben. Türme, die aus dem Wasser ragten, schwer bewaffnet und mit zahlreichen Soldaten besetzt. Diese Festungen erinnerten an frühzeitliche Stelzendörfer, nur dass statt Holz nun vor allem Stahl zum Einsatz kam. Andere damals offshore errichtete Forts ähnelten wiederum Ölbohrplattformen. Doch das war ganz sicher nicht der Zweck dieser Bauwerke.
Warum aber installierten die britischen Streitkräfte solche Abwehrstellungen? Grund war der Kampf gegen die Wehrmacht. Am 3. September 1939 hatte das Vereinigte Königreich zusammen mit Frankreich dem Deutschen Reich nach dessen Überfall auf Polen den Krieg erklärt. Seine Insellage schützte Großbritannien zwar vor einer möglichen Invasion vom Kontinent, doch aus der Luft und auf dem Wasser war Großbritannien durchaus verletzlich.
Ein Ingenieur namens Guy Maunsell hatte eine praktische Idee, um seine Heimat besser schützen zu können: Er konzipierte vorgelagerte Forts im Wasser. Das bot gleich mehrere Vorteile: Einerseits konnten die auf derartigen Festungen stationierten Soldaten die Heimat vor anfliegenden Feinden warnen, wie Jean-Dennis Lepage in seinem Buch „British Fortifications 1485-1945“ schreibt. Noch wichtiger war aber – das betont der Historiker – die Abwehr deutscher Flugzeuge und Schiffe, die massenhaft Seeminen ausbrachten, um den für Großbritannien überlebenswichtigen Schiffsverkehr zu stören.
Nach ihrem Schöpfer Guy Maunsell sind diese militärischen Stützpunkte schließlich auch benannt worden: Maunsell Forts. Maunsell entwickelte zunächst einen Typ Seefestung für die britische Navy. Dieser Typus bestand aus zwei mächtigen Betonzylindern mit versenkbaren Pontons. Darauf befand sich eine Plattform, auf der vor allem die Luftabwehrgeschütze installiert waren. 1942 standen so schließlich die Seefestungen Roughs Tower, Sunk Head Tower, Tongue Sands und Knock John Tower auf Sandbänken vor der südostenglischen Küste.
Aber nicht nur die Navy zeigte an Maunsells Idee Interesse, sondern auch die Army. Diese wollte allerdings etwas anderes haben: Eine zweistöckige Konstruktion, die auf vier Betonpfeilern oberhalb der Wasseroberfläche steht. Mehrere dieser Türme, verbunden mittels Stegen, bildeten jeweils eine Einheit. Nore, Red Sands und Shivering Sands wurden die Army Forts in der Themse-Mündung schließlich ab 1943 genannt. Im Mersey entstanden drei weitere dieser Festungen, um Liverpool zu schützen.
Für die offshore stationierten Soldaten – mehr als Hundert waren jeweils vorgesehen – war der Dienst auf den kleinen künstlichen Inseln im Meer überaus hart und karg, oft langweilig und geradezu zermürbend. Glücklich waren die Soldaten, die immerhin auf einem Army Fort mit seinen zweistöckigen Boxen weit oberhalb des Wassers dienten. Die Betonbeine der Navy Forts waren hingegen im Inneren hohl und besaßen sieben Etagen, die weit bis unter die Wasseroberfläche reichten. Dort waren die einfachen Soldaten ohne jeden Luxus untergebracht, insbesondere die Nächte in Enge, Kälte und Dunkelheit müssen nervenaufreibend gewesen sein.











