„Keine Trendwende“
Deutsche Industrie verzeichnet überraschendes Produktionsplus
09.01.2025 – 10:27 UhrLesedauer: 2 Min.
Im vergangenen Herbst hatte es die deutsche Industrie nicht leicht. Umso unerwarteter kommt ein deutlicher Anstieg der Produktion im November.
Lichtblick für die angeschlagene deutsche Industrie: Im November ist die Produktion nach zwei Rückschlägen in Folge gestiegen. Die Fertigung in den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes legte im Monatsvergleich um 1,5 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.
Volkswirte hatten im Schnitt mit plus einem Prozent gerechnet. Zudem war der Dämpfer im Oktober weniger stark ausgefallen als bisher gedacht: Das Bundesamt revidierte den Rückgang auf 0,4 Prozent – von minus 1,0 Prozent. Dennoch sehen Experten weiter keine Trendwende in dem für die deutsche Wirtschaft besonders wichtigen Sektor.
Die positive Entwicklung im November zeigte sich in vielen Bereichen. Einen besonders starken Zuwachs verzeichnete das Bundesamt bei der Energieerzeugung mit einem Zuwachs von saison- und kalenderbereinigt 5,6 Prozent im Monatsvergleich. Einen überdurchschnittlichen Anstieg gab es im November auch im Baugewerbe (plus 2,1 Prozent).
Besonders starke Zuwächse meldete das Bundesamt zudem beim sogenannten „sonstigen Fahrzeugbau“. In dem Bereich, der die Produktion von Flugzeugen, Schiffen, Zügen und Militärfahrzeugen beinhaltet, habe es demnach einen Zuwachs um 11,4 Prozent gegeben.
Die unerwartet starken Produktionsdaten folgen auf enttäuschenden Daten zum Auftragseingang in den Industriebetrieben. Wegen eines starken Rückgangs bei Großaufträgen waren die Bestellungen im verarbeitenden Gewerbe im November um 5,4 Prozent im Monatsvergleich gesunken, wie aus Daten hervorgeht, die am Mittwoch veröffentlicht worden waren.
Bundesregierung und Ökonomen sehen aber keine durchgreifende Erholung. „Trotz der günstigeren Entwicklung am aktuellen Rand zeichnet sich bei der Industrieproduktion insgesamt noch keine Trendwende ab“, betonte das Bundeswirtschaftsministerium. „Die weiterhin bestehenden geopolitischen Unsicherheiten, die zuletzt erneut rückläufigen Auftragseingänge und die jüngst wieder eingetrübten Stimmungsindikatoren lassen derzeit keine spürbare Belebung in den kommenden Monaten erwarten.“
Auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer verwies auf die schlechte Auftragslage. „Das Winterhalbjahr bleibt für die deutsche Wirtschaft schwierig“, sagte Krämer deshalb. Und das auch, weil am 20. Januar Donald Trump ins Weiße Haus einzieht. „Die nächsten Monate mit erwartbaren zusätzlichen Zöllen können für die deutsche Exportwirtschaft aber noch sehr unangenehm werden“, warnte der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier.
Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) sieht in dem Produktionsanstieg „nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein“. Nach wie vor seien kaum Signale für eine nachhaltige Belebung auszumachen, sagte Analyst Nils Jannsen. Er verwies darauf, dass Industrieunternehmen ihre Produktionskapazitäten zuletzt deutlich reduziert hätten. Daher dürften nach Einschätzung des IfW-Experten „frühere Produktionsniveaus auf absehbare Zeit außer Reichweite bleiben“.