Lassen Sie uns ein wenig über den Menschen Christian Dürr sprechen. Sie stammen aus einem kleinen Ort in Niedersachsen, wo Sie aufgewachsen sind und wo Sie noch immer mit Ihrer Familie leben. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Kindheit und Jugend?
Ich bin in unserem Ort, wie man so schön sagt, gut behütet aufgewachsen – zugleich aber auch super weltoffen. Meine Heimatregion hat etwas Bodenständiges, ist aber auch der weiten Welt sehr zugewandt, was vielleicht an der Nähe zu Bremen und dem Hafen liegt, von dem aus viele Menschen einst ausgewandert sind.
Was hat Sie besonders geprägt?
Als ich 16 war, durfte ich ein Jahr als Austauschschüler in den USA verbringen, das war eine sehr wichtige Erfahrung für mich. Ich kam in eine kleine Stadt in der Wüste von Arizona, anderthalb Autostunden entfernt von Las Vegas. Dort herrschte buchstäblich ein ganz anderes Klima: Alles war sehr trocken, sonnig, gleißend hell. Ein riesiger Unterschied zum teils verregneten Niedersachsen. Auch die Leute da waren ganz anders. Das weckte meine Neugier auf die Welt und auf die Perspektiven von Menschen, die anders ticken als ich. In der Rückschau würde ich sagen: Dieses Jahr hat aus mir einen politisch interessierten Menschen gemacht.
Was genau war der Auslöser dafür?
Einige der Amerikaner, die ich damals in den 90er-Jahren dort kennengelernt habe, waren, um es nett auszudrücken, sehr heimatfixiert. Die haben nicht wirklich über den Tellerrand geschaut. Einmal fragte mich tatsächlich einer, ob wir in Deutschland inzwischen Waschmaschinen haben und ob wir denn jetzt auch eine Demokratie seien wie die Vereinigten Staaten. Diese Frage nach der Demokratie hat etwas mit mir gemacht. Ich habe mich in der Folge damit beschäftigt, wie wir 80 Millionen Menschen in Deutschland zusammenleben. Was ist unser Staat eigentlich? Wie hilft er Menschen, die es nicht so leicht haben? Wo schränkt er Freiheit und Leistungsbereitschaft ein? Ich würde sagen, ich bin in diesem Jahr ein Stück weit erwachsen geworden. Als ich wieder nach Deutschland kam, habe ich dann begonnen, mich bei den Jungen Liberalen (Julis) politisch zu engagieren.
Ich mag harte Auseinandersetzungen und Streit, sosehr ich zugleich bereit bin, Brücken zu bauen.
Christian Dürr
Haben Sie sich auch andere Partei-Jugendorganisationen angeschaut?
Nein, habe ich nicht. Ich kannte in meinem Umfeld Leute, die bei den Julis und der FDP waren. Die mochte ich, deren Einstellung zum Leben und zur Politik habe ich geteilt. Ich war aber niemand, der mit Aktenkoffer zur Schule gegangen ist und eines Tages Bundeskanzler werden wollte.