Auf dem „Atlantikwall“, einem System von Befestigungen und Verteidigungsanlagen, ruhte ein Teil von Hitlers Hoffnung, die Invasoren abwehren zu können. „1944 wurden wöchentlich 200 000 bis 300 000 Minen verlegt“, schreibt der Historiker Peter Lieb. Und verweist nach diesem „statischen“ Part der Verteidigung auf den zweiten, „mobilen“ Teil der deutschen Planungen zur Abwehr der alliierten Invasion: Reserven, darunter Panzerkräfte, die die noch in den deutschen Abwehrstellungen kämpfenden alliierten Soldaten, zurück ins Meer treiben sollten.
Zeit war also für beide Seiten ein entscheidender Faktor. Um ihren Soldaten die Landung zumindest etwas zu erleichtern, versuchten die Alliierten am 6. Juni, die betreffenden Abschnitte sturmreif zu machen. Kriegsschiffe beschossen die gegnerischen Stellungen, Bomber warfen ihre tödliche Fracht über den deutschen Stellungen ab.
Die H-Hour, also der Zeitpunkt, an dem die Soldaten an den jeweiligen Abschnitten landen sollten, war Ebbe und Flut entsprechend etwas unterschiedlich und erstreckte sich zwischen 6.30 Uhr und 7.45 Uhr am 6. Juni 1944. Mit Ausdauer, Willen und Erfindungsgeist kämpften sich die Amerikaner, Briten und Kanadier an ihren Abschnitten voran, nicht zuletzt durch den Einsatz für die amphibische Landung geeigneter Panzer. Von „Utah“, „Gold“, „Juno“ und „Sword“ kamen nach unterschiedlich intensiven Kämpfen Erfolgsmeldungen, obwohl sich manche deutsche Stellungen verbissen wehrten. Bei „Sword“ war übrigens eine Einheit in französischen Uniformen eingesetzt. „Es waren die einzigen Franzosen in Uniform, die am D-Day zur Befreiung ihrer Heimat beitrugen“, so Peter Lieb.
Es blieb ein fünfter Abschnitt, der bald als „blutiges Omaha“ bekannt werden sollte. Dort ging fast alles schief. Es herrschte Chaos und Konfusion. Schwimmpanzer versanken im aufgewühlten Meer, angreifende Bomber verfehlten ihre Ziele. Schnell hatten sich die Deutschen auch vom schockierenden Anblick der alliierten Flotte auf See erholt. „Sie kommen!“, hatte es bei ihnen gegellt. Als die Klappen der Landungsboote fielen, erwartete die herausstürmenden Amerikaner das vernichtende Feuer von Maschinengewehren. „Im Wasser schwammen Tote“, erinnerte sich ein US-Soldat.
Einer seiner Kameraden bekannte: „Nie in meinem Leben habe ich so inbrünstig gebetet.“ Ein Sergeant „wurde förmlich in Stücke gerissen“, berichtete ein anderer Soldat. Salven von Maschinengewehren, Beschuss der Artillerie, dazu Hindernisse und die nasse, schwere Ausrüstung: Unter diesen Bedingungen mussten sich die Amerikaner an „Omaha“ vorkämpfen. Die Operation stand kurz vor dem Abbruch.
Doch neue Angriffswellen brachten frische Truppen an Land, mit Offizieren, die die Männer wieder aufrichteten. „Wenn wir schon sterben müssen, dann können wir auch ein paar Deutsche umlegen“, sagte Colonel George Taylor zu seinen Soldaten. Und brachte es mit diesen Worten zu anhaltendem Ruhm in der US-Militärgeschichte: „Die Einzigen an diesem Strand sind die Toten, und die, die sterben werden. Also, zur Hölle, weg hier!“