Robert Habeck ist in Kenia – auf seiner letzten großen Auslandsreise als Ampelminister, wenige Wochen vor der Neuwahl. Was will er da?
Robert Habeck möchte jetzt gerne Nilpferde sehen. Er steht am Ufer des Naivasha-Sees in einem edlen Resort in Kenia. Die hektische Hauptstadt Nairobi ist zwei Autostunden entfernt. Hier grasen Zebras auf der Wiese und Giraffen zupfen Grünzeug aus den Baumwipfeln.
Er habe gehört, sagt Habeck zu einer Wildhüterin, vorhin seien auch Nilpferde hier gewesen. Ob man sich die anschauen könne? Na klar, sagt die Frau, wenn sie noch da seien. Da drüben hätten sie ihren Lieblingsplatz. Also machen sich Habeck, die Wildhüterin und mit ihnen ein paar Dutzend Journalisten und Firmenchefs, die den Wirtschaftsminister in Kenia begleiten, auf die Suche.
Es ist nicht so, als hätte Habeck an diesem Montag nicht schon einige Tiere gesehen. Seine Wagenkolonne ist durch den Hell’s Gate Nationalpark hergefahren. Der heißt wegen seiner Vulkane so: Höllentor. Vorbei an Antilopen und Gazellen, an Warzenschweinen und Pavianen, an Zebras und Giraffen.
Es ist eine kleine Safari, die sich Robert Habeck gönnt. Zirkus hat er in Berlin ja gerade genug. Wobei Habeck natürlich noch mehr macht in Kenia: Er lotet eine Zusammenarbeit bei erneuerbaren Energien aus, öffnet Start-ups Türen, wirbt um Fachkräfte und ist vor allem für das Deutsch-Afrikanische Wirtschaftsforum gekommen, wo Menschen in Anzügen Visitenkarten und Aufträge austauschen.
Doch natürlich bespielt Habeck bei seiner wohl letzten großen Auslandsreise in dieser Wahlperiode auch noch einmal die große Bühne und lässt weltläufige Fotos von sich schießen. Bevor dann seine Politik im Kleinklein des deutschen Wahlkampfs seziert wird. Wie das für ihn funktionieren wird? Besser als mit den Nilpferden in Kenia, muss er wohl hoffen. Die sind an diesem Tag nämlich schon weg.
Es läuft gerade eigentlich ganz gut für Robert Habeck und die Grünen, finden jedenfalls die Grünen. Nach dem Ampelbruch haben sie sich aus dem Tohuwabohu herausgehalten, haben vor allem zugehört, als sich Olaf Scholz und Christian Lindner angebrüllt haben. Noch mehr Streit – das schien ihnen nicht das zu sein, was die Deutschen jetzt wollen.
Die sonst so streitlustigen Grünen haben sich daran auch auf ihrem Parteitag vor einer Woche erinnert. Den Streit verlegte man hinter die Kulissen, selbst in der umkämpften Migrationspolitik blieb es auf offener Bühne erstaunlich still. Habeck, der in Teilen der Partei nicht nur Fans hat, wurde mit 96,5 Prozent zum Kanzlerkandidaten gewählt.
In den Wahlumfragen gehen die Werte für die Grünen seitdem bei den meisten Instituten hoch, eines sieht sie sogar gleichauf mit der SPD bei 14 Prozent. Andere eher nicht. Noch nicht? Das hoffen die Grünen. Und verweisen auch auf die Beliebtheitswerte ihres Kandidaten. Wobei sie natürlich jene Umfragen heranziehen, in denen Habeck vor Scholz liegt, was nicht bei allen der Fall ist.
Kann ja alles noch werden. So jedenfalls die grüne Hoffnung. Dann nämlich, wenn das Ampeldrama die Bewertung der Parteien nicht mehr so überschattet.
Fragt sich nur, ob es dazu noch kommt in den wenigen Wochen bis zur Wahl am 23. Februar. Zumal es der Wirtschaft mies geht, was für einen Wirtschaftsminister im Wahlkampf nicht sonderlich glücklich ist. In der Autoindustrie und bei den Zulieferern werden gerade Tausende Menschen entlassen.
Auch wenn es unterschiedliche Ursachen für die Krisen gibt, macht die Opposition natürlich Habeck dafür verantwortlich. Die Union will so ziemlich alles anders machen als die Ampel, sagt sie jedenfalls. Jens Spahn scheint sich im Wahlkampf als eine Art Anti-Habeck profilieren zu wollen. Das Heizungsgesetz soll weg, der Atomausstieg auch.