
Weihnachten bedeutet Romantik, Harmonie – und Straftaten, vor allem im häuslichen Umfeld. Was eine Psychologin rät, damit die Feiertage nicht zum Fiasko werden.
Für viele ist es ein Traum: Die ganze Familie kommt zusammen, sitzt unter dem festlich geschmückten Christbaum und genießt die Weihnachtszeit. Doch oft sieht die Realität anders aus: Es kommt zu Streitereien, Wortgefechten, manchmal sogar zu Gewalt.
Gilda Giebel ist forensische Psychologin und arbeitete sechs Jahre lang in einer deutschen Sicherungsverwahrung. Im Interview mit t-online erklärt sie, was Menschen zu Tätern macht – und wie man verhindert, dass der Streit am Weihnachtstisch eskaliert.
t-online: Frau Giebel, wird an Weihnachten häufiger gemordet als im Rest des Jahres?
Gilda Giebel: Schaut man sich die Statistiken an, muss die Frage klar mit Nein beantwortet werden. Allerdings: Die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt steigt an den Weihnachtsfeiertagen tatsächlich sichtbar an.
Woran liegt das? Weihnachten sollte – zumindest in der Theorie – das Fest der Harmonie sein.
Das ist zumindest unsere Erwartung – und genau die ist das Problem. Die ganze Familie ist auf engem Raum zusammen, alle wollen Frieden und Harmonie. Dazu kommen neue Familiensysteme: Kinder sind vielleicht nach längerer Zeit wieder bei ihren Eltern, haben sich aber in der Zwischenzeit in ihrem Lebensstil und Verhalten verändert. Da kommt es schnell zu Konflikten, und die können im schlimmsten Fall in Gewalt münden.
An Weihnachten entfalten sich also die Konflikte, die sich möglicherweise das ganze Jahr über angestaut haben?
Genau, Weihnachten ist ein Katalysator für Konflikte. Der Stress, den wir uns machen, liegt in unseren eigenen Vorstellungen begründet. Ein Beispiel: Der Mutter ist es vielleicht ganz wichtig, dass die Kinder, auch wenn sie noch klein sind, ordentlich am Tisch sitzen. Wenn sie das nicht machen und herumhampeln, bricht für sie schon eine Welt zusammen. Ihrem Ehemann hingegen ist das vielleicht gar nicht so wichtig, er findet das sogar süß, wenn die Kinder nicht ganz kerzengerade am Tisch sitzen. Da gibt es einfach unterschiedliche Erwartungen. Bestehen schon vorher Konflikte, reicht manchmal ein falscher Satz, um sie zum Aufflammen zu bringen.











