Mehr als 100 Sorten wurden gezüchtet, zu Pralinen, Schnaps und Bier wird er verarbeitet: Grünkohl. Erstaunliche Fakten zum Gemüse, das mehr kann, als man glaubt.
Grünkohl ist sprichwörtlich in aller Munde. Gerade im Nordwesten, rund um Bremen und insbesondere in der selbsternannten Kohltourhauptstadt Oldenburg, kommt kaum jemand um das Gemüse herum. Mittlerweile gibt es an der Uni Oldenburg einen ganzen Forschungsstrang zum Thema Grünkohl, ein eigenes Grünkohl-Magazin wurde publiziert.
Und auch Schnaps, sündhaft teures Bier und Pralinen sind zu haben. Auch in der Krebsforschung werden die Inhaltsstoffe immer wichtiger. Einige erstaunliche Fakten zur „Oldenburger Palme“ im Überblick.
Mal grün, mal braun, mal meterhoch, mal besticht der Kohl durch einen gedrungenen Wuchs. Grünkohl gibt es laut Prof. Dr. Dirk Albach in mehr als 100 Sorten. Sie unterscheiden sich dabei nicht nur in ihrer Blattkräuselung und in der Wuchshöhe, auch Färbung und Geschmack können stark variieren, erläutert der Leiter der Arbeitsgemeinschaft „Biodiversität und Evolution der Pflanzen“ an der Uni Oldenburg. Dort ist Albach auch Direktor des Botanischen Gartens und ausgewiesener Experte in Sachen Grünkohl.
Gemüse ist gesund. Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch dass Grünkohl etwa wesentlich mehr Vitamin C pro Gramm enthält als eine Orange, hören einige vielleicht doch zum ersten Mal. Während eine Orange im Schnitt auf etwas mehr als 50 Milligramm Vitamin C auf 100 Gramm Gewicht kommt, sind es je nach Kohlart zwischen 100 und 150 Milligramm je 100 Gramm.
Ähnlich verhält es sich mit Beta-Carotin, einer Vorstufe des Vitamin A, erklärt Wissenschaftler Albach: In einer mittelgroßen Möhre befänden sich rund 15 Milligramm des Pflanzenstoffs, in der gleichen Menge Grünkohl seien jedoch bereits mehr als 20 Milligramm enthalten, erklärt Albach.
Und: Grünkohl-Verzehr kann Krebs vorbeugen. Der im Gemüse enthaltene Stoff Glucoraphanin beziehungsweise seine Abbaustoffe sind wissenschaftlichen Studien zufolge dazu geeignet, Krebszellen anzugreifen, schreibt Albach in einem Text von 2017. Im Artikel mit dem Namen „Grünkohl – Ein zu wenig beachtetes Gemüse“, stellen Albach und seine Kollegen Vera Mangeney und Christoph Hahn heraus, dass die Abbauprodukte, die auch in Brokkoli vorkommen, in frühen Stadien der Erkrankung in der Lage seien, Zellen anzugreifen und diese zu zerstören.
- Grünkohl und Wissenschaft: Forscher entwickelt „Supergrünkohl“
Albach schränkt jedoch ein: „Man muss allerdings fünf Kilo Grünkohl oder zehn Kilo Brokkoli pro Tag essen, um auf die Menge einer Therapie zu kommen.“
Grünkohl zu Pinkel, Kassler und Wurst – nichts Neues, das klassische Essen nach einer durchzechten Kohltour eben. Doch Grünkohl wird seit vielen Jahren auch in zahlreichen Lebensmitteln verarbeitet.
- Kohlfahrt 2024: Das A bis Z zum Vorglühen
Die Brauerei Ols aus Oldenburg bringt seit Kurzem zum Beispiel den „Grünen Anton“ auf den Markt. In streng limitierter Auflage, so die Brauer, wird das Gebräu auch zu einem stattlichen Preis verkauft. Vier Bier sind für 10, sechs Bier für 15 Euro zu haben – bei 0,33 Liter je Flasche wohlgemerkt. Laut „Nordwest-Zeitung“ wurde die Menge des Premierenbiers auf 450 Liter begrenzt. Im Supermarkt gebe es das Bier deshalb nicht, lediglich im Onlineshop der Brauerei.
Zum Bier noch einen Schnaps? Auch in Spirituosen wird das Gemüse verwendet, zum Beispiel im „Echten Grünkohlschnaps“ aus Friedeburg nordwestlich von Bremen. 32 Volumenprozent Alkohol beinhaltet der Schnaps und geht es nach denen, die die klare Flüssigkeit bereits probiert haben, schmeckt diese überdurchschnittlich gut. Auf verschiedenen Bewertungsplattformen kommt der Schnaps positiv weg, erhält im Schnitt mehr als vier von fünf möglichen Punkten.