Maria Ketikidou alias Harry Möller ist die dienstälteste Ermittlerin im „Großstadtrevier“. Nun bekommt sie ihren eigenen Film. Mit t-online sprach Ketikidou über die Dreharbeiten, ihre Rolle als Serienurgestein und die Zukunft.
Sie gehört so fest zum „Großstadtrevier“ wie Jan Fedder, die Peterwagen der Hamburger Polizei und der ikonische Titelsong von Truck Stop: Maria Ketikidou ist seit 1994 fester Bestandteil der ARD-Vorstadtserie. Zum Dienstjubiläum hat der NDR einen kompletten Spielfilm gedreht, in dem „Harry Möller“ im Mittelpunkt steht. „Großstadtrevier: Im Moment der Angst“ feiert am 6. Januar (20.15 Uhr) TV-Premiere im Ersten, ab dem 31. Dezember ist der Film bereits in der ARD-Mediathek zu sehen.
t-online: Frau Ketikidou, mit „Im Moment der Angst“ bekommt Ihre Rolle Harry Möller ihren eigenen Film. Empfinden Sie das als besondere Wertschätzung?
Maria Ketikidou: Der Film ist mehr als nur Harrys Geschichte. Er beleuchtet Themen, die uns alle betreffen – von Schuld und Verantwortung bis hin zu gesellschaftlichen Missständen und den Schattenseiten unseres Gesundheitssystems. Harry ist ein Teil eines komplexen Geflechts von Ereignissen und Figuren, und ich hoffe, die Zuschauer erleben sie dabei in einem neuen, vielleicht überraschenden Licht.
Lernen die Zuschauer Harry Möller im Film ganz anders als bisher kennen?
Ja. Sie wird aus ihrer gewohnten Souveränität gerissen und muss mit Gefühlen wie Kontrollverlust und Selbstzweifeln umgehen, die sie sonst hinter ihrer professionellen Fassade verbirgt. Es ist ein intensiver Blick auf Harrys Menschlichkeit und ihren inneren Konflikt – etwas, das sie verletzlich, aber auch unglaublich nahbar macht.
Wie intensiv waren die Dreharbeiten für Sie?
Die Dreharbeiten waren intensiver als innerhalb der Serie, vor allem, weil der Fokus stärker auf der psychischen Ebene lag. Körperlicher Einsatz ist mir beim ‚Großstadtrevier‘ vertraut, aber der Spielfilm bot die Möglichkeit, emotionale Szenen auf einer tieferen Ebene auszuloten und dabei neue Nuancen auszuprobieren. Es ging darum, Harrys Zustand glaubwürdig darzustellen, ohne zu überzeichnen – die Balance zwischen Kontrolle und Kontrollverlust präzise einzufangen. Solche Aufgaben sind es, die mich an meinem Beruf besonders reizen.
Im „Großstadtrevier“ sind Sie zur Polizeihauptmeisterin aufgestiegen. Fühlen Sie sich manchmal wie eine echte Polizistin?
Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich Situationen aufmerksamer beobachte, wenn ich in Hamburg unterwegs bin – fast wie ein Profi. Aber ich habe großen Respekt vor der echten Polizeiarbeit. Ihre Realität ist eine ganz andere – da steckt viel mehr dahinter, als man in einer Serie zeigen kann. Ich spiele nur, die anderen leisten die harte Arbeit und ich darf die Geschichten erzählen, die sie erleben.
Werden Sie auf der Straße oft als Harry Möller angesprochen?
Ja, tatsächlich oft. Dass die Figur so nahbar wahrgenommen wird und wie sehr die Serie die Menschen erreicht, zeigt sich in der Herzlichkeit der Begegnungen. Viele teilen persönliche Geschichten oder bedanken sich, und ich finde es einfach schön, ein Lächeln zu bekommen – selbst, wenn ich nur auf dem Weg zum Supermarkt bin.
Wie viel Harry Möller steckt denn in Maria Ketikidou? Und wie ist es umgekehrt?
Harry und ich teilen sicherlich eine Bodenständigkeit und Hartnäckigkeit, wenn es darum geht, für das einzustehen, woran wir glauben. Aber während Harry oft instinktiv handelt und direkt ist, nehme ich mir im echten Leben mehr Zeit, Dinge zu reflektieren. Gleichzeitig inspiriert mich ihr Mut und ihre Entschlossenheit. Umgekehrt bringe ich meinen Blick auf die Welt und meine Erfahrungen in ihre Figur ein – es ist ein Wechselspiel, das sie so vielschichtig macht.
Sie ermitteln seit 1994 im „Großstadtrevier“: Wie ist es, das große „Urgestein“ der Serie zu sein?
Ich mag das Wort Urgestein – es hat etwas Unerschütterliches. Aber wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich eher wie ein lebendiger Teil eines Teams, das sich über die Jahre immer wieder neu erfindet. Es ist ein Privileg, Teil eines solchen Kontinuums zu sein.