Festnahme von Luigi Mangione
Seine Reaktion weckte sofort den Verdacht der Beamten
Aktualisiert am 11.12.2024 – 01:35 UhrLesedauer: 3 Min.
Bei den Ermittlungen zum Mord an dem US-Versicherungschef Brian Thompson hat die Polizei Hinweise auf das mögliche Motiv gefunden. Der Tatverdächtige trug ein Manifest bei sich.
Bei den Ermittlungen zum Mord an dem Versicherungskonzernchef Brian Thompson in New York hat die Polizei Hinweise auf das mögliche Motiv des Tatverdächtigen gefunden. Der in Pennsylvania festgenommene Luigi Mangione trug nach Angaben der Polizei ein Manifest bei sich, in dem er seine Wut auf das System der Gesundheitsversorgung in den USA zum Ausdruck brachte. Der 26-Jährige wurde nach seiner Festnahme wegen Mordes beschuldigt. Am Dienstag weigerte er sich, einer Überstellung nach New York Folge zu leisten.
„Ich habe dieses Manifest lesen können“, sagte der Chefermittler der New Yorker Polizei, Joseph Kenny, dem US-Sender ABC. Mangione sei frustriert über die Gesundheitsversorgung in den USA gewesen. In seinem Text habe er darauf hingewiesen, dass das US-Gesundheitssystem das teuerste weltweit sei – die USA bei der Lebenserwartung aber nur auf Rang 42 stünden. „Er hat viel über seine Verachtung für US-Konzerne und insbesondere die Gesundheitsindustrie geschrieben“, sagte Kenny.
Aus dem Schreiben zitierte unter anderem der Nachrichtensender CNN. Laut den Berichten ist es mit der Hand geschrieben und zweieinhalb Seiten lang. Darin prangerte Mangione Krankenversicherer an, die ihre Profite zulasten des Wohlergehens der Patienten erwirtschafteten. „Ich entschuldige mich für das Leid und das Trauma“, schrieb Mangione zu seiner mutmaßlichen Tat. „Diese Parasiten haben es verdient. (…) Es musste getan werden.“
Mangione war am Montag nach tagelanger Fahndung in der Stadt Altoona in Pennsylvania festgenommen worden und wurde anschließend wegen Mordes, Schusswaffenbesitzes und Besitzes gefälschter Papiere beschuldigt. Er war nach dem mutmaßlichen Mord am vergangenen Mittwoch mit einem E-Bike geflohen und im Central Park verschwunden.
Ein McDonalds-Mitarbeiter in Altoona alarmierte am Montag die Ermittler. Mangione biss gerade in sein Essen – Aufnahmen davon wurden nun von der Polizei an die Presse gegeben. Der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, lobte den McDonalds-Mitarbeiter und nannte ihn einen „Helden“.
Als die Streife in dem Schnellrestaurant anrückte, fragte einer der Polizeibeamten den 26-Jährigen, ob er kürzlich in New York gewesen sei. Daraufhin sei Mangione extrem nervös geworden und habe ausweichend geantwortet. Die Beamten hätten in diesem Moment Verdacht geschöpft, sagte ein Polizeisprecher. Kurz darauf klickten die Handschellen.
Am Dienstag erschien der 26-Jährige im Bezirk Blair vor Gericht. TV-Aufnahmen zeigten den 26-Jährigen, wie er in Handschellen und orangefarbener Häftlingskleidung zum Gericht gebracht wurde. Dort lehnte er eine Überstellung nach New York ab, wie Staatsanwalt Peter Weeks mitteilte. Seine Anwälte hätten nun zwei Wochen Zeit, Argumente für einen Verbleib in Pennsylvania vorzubringen.
Während Mangione von Polizisten abgeführt wurde, wehrte er sich teils heftig und schrie die Reporter vor Ort mit „ungerecht“ sowie „eine Beleidigung für die Intelligenz des amerikanischen Volkes“ an.
Die Polizei fand bei ihm eine Schusswaffe und einen Schalldämpfer, „möglicherweise mit einem 3D-Drucker hergestellt“. Mangione ist dringend verdächtig, am Mittwoch vergangener Woche in New York Brian Thompson, den 50-jährigen Chef des Krankenversicherungskonzerns UnitedHealthcare, auf offener Straße erschossen zu haben.
Thompson stand seit 2021 an der Spitze des Unternehmens, eines der größten Krankenversicherer der USA mit 440.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 371 Milliarden Dollar (353 Milliarden Euro).
Seine Ermordung hatte für Erschütterung gesorgt, aber im Netz auch zu einer Serie hasserfüllter Kommentare über US-Krankenversicherer geführt. Den Konzernen wurde darin vorgeworfen, sich auf Kosten der Patienten zu bereichern. In den sozialen Medien wird Mangione teils für seine mutmaßliche Tat gefeiert, als sei er eine Art moderner Robin Hood (hier lesen Sie mehr: Wie ein eiskalter Killer zum Helden gemacht wird).