Die Präsentation der „Hitler-Tagebücher“ feierten Reporter Gerd Heidemann und der „Stern“ 1983 als Sensation, es wurde ein Desaster. Denn die Tagebücher waren Fälschungen. Nun ist Heidemann im Alter von 93 Jahren gestorben.
Doch kurz darauf erwies sich, dass die „Hitler-Tagebücher“ eine Fälschung von Konrad Kujau waren. Heidemann und der „Stern“, der bereits Auszüge publiziert hatte, waren blamiert, zumal warnende Stimmen nicht beachtet worden waren. Henri Nannen, Gründer des „Stern“, bat die Leser um Verzeihung, die Auflage des Magazins sank. 1992 verfilmte Regisseur Helmut Dietl in „Schtonk!“ die Geschehnisse satirisch.
1985 wurde Heidemann zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe rechtskräftig verurteilt, er soll mehrere Millionen D-Mark im Zuge des Erwerbs der sogenannten „Hitler-Tagebücher“ unterschlagen haben. Vier Jahre und acht Monate lautete das Urteil. Heidemann selbst bestritt, die Tat begangen zu haben.
Heidemann wurde 1931 in Altona geboren, kam 1955 zum „Stern“ und macht dort unter anderem als Foto- und Kriegsreporter Karriere. 1965 erhielt Heidemann den World Press Photo Award, er hatte im Bürgerkrieg im Kongo unter anderem den deutschen Söldner Siegfried Müller (Spitzname: „Kongo-Müller“) porträtiert.
Später wurde Heidemann der Öffentlichkeit auch aus anderen Gründen bekannt: Der Journalist erwarb mit der „Carin II“ die frühere Jacht von „Reichsmarschall“ Hermann Göring, der eine Führungsfigur der nationalsozialistischen Diktatur gewesen ist. Mit Görings Tochter Edda unterhielt Heidemann mehrere Jahre eine Beziehung.
Nach dem Skandal um die gefälschten „Hitler-Tagebücher“ und Verbüßung seiner Strafe widmete sich Heidemann weiter dem Aufbau seiner zeithistorischen Sammlung mit Schwerpunkt des Zweiten Weltkriegs. Im Interview mit t-online ordnet Historiker Thomas Weber von der University of Aberdeen in Schottland Heidemanns Leben und die Bedeutung seiner Sammlung für die historische Forschung ein.