Der deutsche Kinostart von „Wall Street“ jährt sich am 18. Februar zum 36. Mal. Anlass genug für einen Check: Sind die besten Sprüche aus dem Film heute noch aktuell?
Gier ist gut. Vor fast 36 Jahren lief der Börsen-Thriller „Wall Street“ in westdeutschen Kinos an. Finanzhai Gordon Gekko alias Michael Douglas ist ein Paradebeispiel für Gier, Korruption und die skrupellose Jagd nach Geld. Viele Jahre später fand das Thema in „The Big Short“ eine spannende Fortschreibung.
Das Motto „Gier ist gut“ reflektieren wir über unseren Sentimentindikator in unserem Börsendienst, den t-online-Leser exklusiv für 14 Tage unter feingoldresearch.de testen können. Wir summieren Signale zu Angst und Gier am Markt zu einem Indikator, der anzeigt, ob gerade Gier oder pure Angst am Markt regiert. So viel sei verraten – momentan ist ganz klar die Gier vorherrschend. Vor allem, wenn man US-amerikanische Tech-Titel betrachtet, denn dort sieht der Indikator feuerrot aus.
Anfang 2024 scheint ganz gemäß Gordon Gekko also die Gier ziemlich angesagt zu sein. Denn wer in den vergangenen Monaten mit hohen Hebeln vor allem auf Tech-Aktien setzte, der weiß vor Glück gar nicht wohin mit sich. „Jüngst zeigte der Meta-Konzern noch mal, wie ein Kursfeuerwerk aussieht“, so Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. „Auch Spotify, Uber, Microsoft oder Nvidia haben auf 12 Monate allesamt ihre Aktienkurse und damit Unternehmenswerte um Werte zwischen 50 und mehr als 100 Prozent gesteigert“, so der Experte. Psychologisch will der Markt gerade nach oben und Sentiment-Indizes zeigen, dass Anleger gierig und übermütig sind. Anfang 2024 sind die Börsen im Partymodus.
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
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Es lohnt sich daher immer wieder, abseits der hektisch flimmernden Kurse einen Blick in die Bücher der Börsenaltmeister zu werfen. Dabei kann man sich nicht nur Gordon Gekko in Erinnerung rufen, sondern auch Altmeister der 70er- und 80er-Jahre. Ein Zitat von André Kostolany erscheint gerade jetzt wieder aktueller denn je: „Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie.“ Ende 2022 war unter Experten eine Rezession für 2023 in den USA ausgemachte Sache. Herausgekommen ist ein unfassbar gutes Börsenjahr, das ins Jahr 2024 ausstrahlt und besonders die „magischen“ Aktien aus dem KI-Sektor anschiebt.
Der Bewertungsunterschied zwischen Euro- und US-Aktien ist Ende 2023 wieder auf ein sehr hohes Level geklettert. Pessimismus und hohe Short-Wetten auf europäische Titel signalisierten nichts anderes als ein Ungleichgewicht an der Börse. Dabei sind die Risiken am Aktienmarkt nicht weg, sie werden aktuell an der Börse nur nicht gespielt.
„Bestes Beispiel ist der Volatilitätsindex VDAX-new, der die Angst der Anleger bezogen auf deutsche Aktien spiegelt“, erklärt Jürgen Molnar von RoboMarkets. Dessen professionelle Kunden achten sehr auf diese Indikatoren und mussten feststellen, dass der VDAX von Mitte November 2023 bis Mitte Februar 2024 auf Tiefständen verharrte. Jüngst markierte der S&P 500 ein neues Rekordhoch bei rund 5.000 Zählern, während die Volatilität abgebildet im VIX lediglich bei 12 Zählern notierte – Tiefststand im gierigen Bereich.
In den vergangenen Wochen nun konnte man durchaus auf die Idee kommen, dass jegliche Absicherung seines Vermögens und auch jede Spekulation auf fallende Kurse Harakiri gleichkommt. Denn Nasdaq oder S&P 500 streben ohne Unterlass nach oben. Doch da sei auch an den zweiten Klassiker, „The Big Short“, erinnert.
Dessen Hauptdarsteller erkennt Verwerfungen am Immobilienmarkt in den USA und setzt auf fallende Aktienkurse. Es dauert weit länger, als er vermutet, fast geht ihm das Geld aus. Doch am Ende liegt er absolut richtig. „Aktienmärkte können länger unvernünftig bleiben, als man selber liquide“, lautet das passende Sprichwort an der Börse. Deshalb lautet das Motto im aktuellen Umfeld, die eigenen Aktien mit Hirn und Verstand abzusichern und in einem gierigen Markt ohne Übermaß auf fallende Kurse zu spekulieren.
Wer also stark in US-Aktien investiert ist, kann seinem Depot jetzt in Phasen der Gier billig eine Versicherung beimischen. Die altbekannten Put-Optionsscheine bieten sich an, beispielsweise die auf den Nasdaq mit Laufzeit bis Dezember 2024 und einer Basis bei 17.000 Punkten. Die passende Kennnummer lautet VM69MQ. Der Schein mit der Kennnummer KJ2X1l ist eine ausgezeichnete Wahl, um das Depot mit einem Put auf den S&P 500 zu versichern. Übrigens: Der Spruch „Gier ist gut“ stammt ursprünglich von Ivan Boesky, einem Wall-Street-Millionär. Er sagte ihn während einer Rede an einer Business-School. Wenige Zeit später, im Jahr 1986, wurde er wegen Insidergeschäften verhaftet.