
Die scharfe Mischung aus frivoler Sexualität, Nonkonformismus und unschuldiger Kindlichkeit wurde zu ihrem Markenzeichen. Sie repräsentierte einen ganz neuen Typus Frau: verführerisch, aber selbstbestimmt, die Nacktheit feiernd, aber sich aus den Fesseln des Lustobjekts befreiend, Jägerin und Beute zugleich. „Ich bin eine Katze in Frauengestalt. Ich schnurre, ich kratze, und manchmal beiße ich“, sagte die leidenschaftliche und kompromisslose Tierliebhaberin einmal über sich. Sie war von vulkanischem Temperament, konnte fluchen wie ein Bierkutscher und brach gezielt gesellschaftliche Tabus, nicht zuletzt durch ihr Bekenntnis, eine Schwäche für „hübsche junge Männer“ zu haben (ihr zweiter Mann, der Schauspieler Jacques Charrier, war zwei Jahre jünger als sie).
Schließlich wurden die Regisseure der Nouvelle Vague auf sie aufmerksam, als diese sich ab den späten Fünfzigerjahren anschickten, die Konventionen des Kinos herauszufordern. Mit ihnen drehte sie ihre besten Filme. Etwa die sexy Revolutionskomödie „Viva Maria!“ (1965) von Louis Malle, wo sie an der Seite ihres Co-Stars Jeanne Moreau eine hinreißende Vorstellung als irische Terroristin in Strapsen gab. Vor allem aber überzeugte sie in Jean-Luc Godards Meisterwerk „Die Verachtung“ (1963). Berühmt ist schon die Eröffnungsszene: Brigitte Bardot, bäuchlings nackt im Bett mit Michel Piccoli, der ihren Ehemann spielt, lässt ihn all ihre Reize würdigen, von den Kniekehlen bis zum Busen. Im Zentrum des Bilds: ihr blanker Po, wie in so mancher Einstellung. Der doppelbödige, anspielungsreiche Film ist zugleich Feier und Negation des Körperlichen, und wenn hier die Initialen BB genannt werden, ist – ein schelmischer Seitenhieb des Regisseurs – Bertolt Brecht gemeint.
Singen konnte sie übrigens auch und machte in den Sechzigerjahren mit teils frechen Chansons auf sich aufmerksam, etwa dem Song „Harley Davidson“, zu dessen Darbietung sie sich in Minirock und hohen Stiefeln lasziv am Motorrad rekelte. Doch nachdem sie mit Serge Gainsbourg dessen schwülen Klassiker „Je t’aime … moi non plus“ aufgenommen hatte, zog sie ihre Zustimmung zur Veröffentlichung zurück, weswegen er den Song mit Jane Birkin neu einspielte. Selbst ihr war diese gesungene Bettszene wohl zu eindeutig. Zu dieser Zeit war sie mit ihrem dritten Mann, dem Playboy Gunter Sachs, verheiratet und genoss das Jetset-Leben in Saint-Tropez an der Côte d‘Azur.











