Märkte schwanken – Verunsicherung bleibt. Rückschläge gab es immer und wird es wieder geben. Langfristige Strategien könnten Anlegern durch unsichere Zeiten helfen.
Der Kapitalmarkt gleicht oft einer Berg- und Talfahrt – mit Phasen, in denen es steil bergab geht. In solchen Momenten fragen sich viele Anleger: Wie tief geht es noch? Und vor allem: Wann ist der Spuk endlich vorbei?
Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst bei HQ Trust, hat dazu Zahlen geliefert. Er hat untersucht, wie häufig es in den vergangenen Jahrzehnten zu sogenannten Rücksetzern kam – also Kursrückgängen um mehr als zehn Prozent gegenüber dem vorherigen Jahreshoch. Seine Datenbasis: der weltweite Aktienindex MSCI All Countries World Index. Ein Rücksetzer endet laut Definition dann, wenn der Index ein neues 52-Wochen-Hoch erreicht.
„Seit Anfang der 1970er-Jahre kam es beim MSCI All Countries World Index zu insgesamt 23 Phasen, in denen der Index um mehr als zehn Prozent fiel“, weiß Kielkopf. Im Schnitt dauerten diese Phasen 145 Handelstage – rund sieben Monate. Dabei ging es zunächst etwa zwei Monate abwärts, um rund 14,7 Prozent. Danach dauerte es im Schnitt weitere 83 Tage, bis die Kurse wieder ihr altes Hoch erreichten.
Aber: Die Spannweite ist groß. „Im kürzesten Fall dauerte der komplette Rücksetzer gerade einmal 60 Tage. Im längsten dagegen mehr als 800: nämlich nach dem Platzen der Dotcom-Blase im März 2000“, erklärt Kielkopf.
Die Corona-Krise gilt vielen als Paradebeispiel für eine schnelle Erholung – ein sogenannter v-förmiger Verlauf. Doch ganz so glatt verlief es nicht. Der Absturz dauerte lediglich 22 Handelstage, die anschließende Aufholjagd aber 113, rechnet Kielkopf vor.
Doch auch Zwischenhochs können trügen, wie Kielkopf sagt: „Dass es in einer Phase fallender Kurse zwischenzeitlich kräftig nach oben gehen kann, hat die Finanzkrise gezeigt: Der Rücksetzer zwischen Juli und Oktober 2007 wurde schnell aufgeholt. Anschließend fielen die Kurse jedoch wieder – und zwar weit unter das Niveau des ersten großen Rücksetzers.“
Wenn die Kurse purzeln, ist das Bauchgefühl kein guter Ratgeber. Statt Panik zu schieben, empfiehlt Christian Subbe, Chief Investment Officer bei HQ Trust, einen kühlen Kopf zu bewahren: „Auch wenn es vielen Anlegern mit einem Blick auf die roten Zahlen in ihren Portfolios an manchen Tagen sicher nicht leichtfällt: Grundsätzlich sollten sie Ruhe bewahren“, rät der Experte.
Denn: Rücksetzer gehören im Leben eines Anlegers dazu. In den vergangenen 50 Jahren sei das im Schnitt in jedem zweiten Jahr der Fall gewesen, erläutert Subbe. Solche Phasen seien auch eine gute Gelegenheit, die eigene Strategie zu überdenken. Subbe empfiehlt, dass Anleger solche Situationen dazu nutzen sollten, um die Zusammensetzung ihres Portfolios kritisch zu hinterfragen: Entspricht diese noch ihren langfristigen Zielen?
Die aktuelle Lage ist vor allem politisch getrieben, was Vorhersagen erschwert. Aufgrund dessen könnten weitere Eskalationsstufen – aber natürlich auch eine überraschende Deeskalation – jederzeit neue Impulse setzen, so Subbe.
Die Unsicherheit bleibe hoch und das Risiko erneuter Marktverwerfungen sei keineswegs gebannt. Daher hält der Kapitalmarktexperte eine Fortsetzung der Korrekturphase für durchaus wahrscheinlich.
Trotzdem können mutige Anleger aktiv werden. Laut Subbe könnten sie die niedrigeren Kurse nutzen, um ihre Positionen am Aktienmarkt schrittweise auszubauen. „Auch wenn das Umfeld weiterhin von Unsicherheit geprägt ist, eröffnen sich attraktive Nachkaufgelegenheiten“, sagt Subbe.
Viele halten Donald Trump für eine Belastung für die Finanzmärkte. Doch stimmt das wirklich?Betrachtet man die historische Börsenentwicklung nach US-Präsidenten, dann zeigt sich ein differenziertes Bild. Kielkopf hat die Entwicklung des US-Aktienindex S&P 500 vom Wahltag bis zum 113. Handelstag nach der Wahl untersucht – meist bis zur zweiten Aprilwoche des Folgejahrs. Außerdem nahm er die Zeit vor und nach der Amtseinführung unter die Lupe. Betrachtet wurden 25 Präsidentschaften von 1928 bis April 2025.
„Blickt man auf den Zeitraum seit seiner Wahl, war Donald Trump aus Anlegersicht tatsächlich nur der fünftschlechteste US-Präsident“, stellte Kielkopf dabei fest. Schlechter lief es unter anderem 1941, 1949, 2001 und 2009. „Allerdings erschütterten in diesen Jahren der Zweite Weltkrieg, eine Rezession, das Platzen der Dotcom-Blase und die globale Finanzkrise die Börsen: Gründe, die die damaligen US-Präsidenten nicht zu verantworten hatten“, betont Kielkopf.