Krebs in der Gallenblase oder den Gallenwegen macht sich oft erst bemerkbar, wenn er fortgeschritten ist. Ein mögliches Anzeichen: Gelbsucht.
Tumoren im Gallensystem sind relativ selten. Die ersten Anzeichen für Gallengang- oder Gallenblasenkrebs sind meist unspezifisch, sodass erkrankte Personen ihnen keine Bedeutung beimessen. Erst im weiteren Verlauf kommt es zu deutlichen Symptomen.
Weil Krebs der Gallenblase oder Gallengänge lange Zeit keine Beschwerden bereitet, ist er häufig ein Zufallsbefund: Etwa zwei von drei Gallenblasenkarzinomen werden gefunden, nachdem die Gallenblase wegen einer anderen Krankheit herausoperiert wurde.
Fachleute bezeichnen einen Tumor im Gallensystem als biliäres Karzinom. „Bilis“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Galle“.
Krebs kann sowohl in den Gallenwegen innerhalb und außerhalb der Leber (Cholangiokarzinom) als auch in der Gallenblase (Gallenblasenkarzinom) entstehen. Zudem gibt es eine Sonderform, die Klatskin-Tumor genannt wird: Der Krebs befindet sich dann am unteren Rand der Leber, dort, wo der rechte und der linke Gallengang in den Hauptgallengang münden.
Ist Gallengang- oder Gallenblasenkrebs fortgeschritten, kann er in andere Organe wie etwa Leber, Lunge oder Gehirn streuen und dort Tochtergeschwulste (Metastasen) bilden.
Im Vergleich zu anderen Krebsarten wie Darm-, Brust- oder Prostatakrebs kommt Gallengang- oder Gallenblasenkrebs eher selten vor. In Deutschland erhielten 2022 etwa 4.630 Personen diese Diagnose. Zum Vergleich: Im selben Jahr wurde bei über 54.000 Menschen Darmkrebs festgestellt.
Das Gallensystem beginnt im rechten Oberbauch: in der Leber. Sie produziert Gallenflüssigkeit, die auch Galle genannt wird. Die Galle gelangt bei Bedarf über die Gallenwege bis in den Dünndarm, wo sie bei der Verdauung von Fetten eine wichtige Rolle spielt.
- von den Gallenwegen innerhalb der Leber (intrahepatische Gallenwege)
- in die Gallenwege außerhalb der Leber (extrahepatische Gallenwege)
- und von dort in den Darm.
In der Leber befindet sich ein verzweigtes Netz kleiner Gallengänge, die schließlich in zwei größere Gallenwege münden. Außerhalb der Leber münden die beiden Gallenwege in einen Hauptgallengang, der im Dünndarm endet.
Wird gerade keine Galle zur Verdauung benötigt, fließt die Flüssigkeit in einen Zwischenspeicher: die Gallenblase, die direkt an die Leber angrenzt. Hier verbleibt die überschüssige Flüssigkeit so lange, bis sie wieder gebraucht wird – etwa nach einer fetthaltigen Mahlzeit. Dann zieht sich die Gallenblase zusammen und setzt Galle in den Hauptgallengang frei, von dem aus sie in den Dünndarm gelangt.
Meist entsteht Krebs in den Gallenwegen außerhalb der Leber oder in der Gallenblase. Seltener kommt es vor, dass sich der Tumor in den Gallenwegen innerhalb der Leber befindet. Frauen erkranken eher an Gallenblasenkrebs, Männer entwickeln dagegen häufiger einen Tumor der Gallenwege.
Ein biliäres Karzinom macht sich gewöhnlich erst in einem fortgeschrittenen Stadium bemerkbar. Welche Symptome der Krebs auslöst, hängt unter anderem davon ab, wo sich der Tumor genau befindet.
Gallengangkrebs kann zu Symptomen führen wie:
- Gelbsucht: die Haut und das Augenweiß färben sich gelblich
- starker Juckreiz
- hell gefärbter Stuhl, dunkel gefärbter Urin
- starker Gewichtsverlust ohne erkennbare Ursache
- Schmerzen im rechten Oberbauch
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit, Erbrechen
- Schwächegefühl
Viele dieser Beschwerden – etwa eine Gelbsucht – entstehen dadurch, dass der Tumor einen Gallengang blockiert, sodass sich die Gallenflüssigkeit dort staut. Befindet sich der Tumor in einem Gallengang außerhalb der Leber, kann die Gelbfärbung der Haut ein erstes Anzeichen sein. Tumoren innerhalb der Leber führen hingegen normalerweise erst später zu einer Gelbsucht. Was eine Gelbsucht ist und wie sie entsteht, lesen Sie hier.
Die ersten Anzeichen von Gallenblasenkrebs sind unspezifisch, weshalb er oft lange unentdeckt bleibt. Ist die Erkrankung fortgeschritten, zählen Schmerzen im rechten Oberbauch, Gelbsucht und starker Juckreiz zu möglichen Symptomen.
Symptome wie eine Gelbsucht, Juckreiz oder Oberbauchschmerzen können zahlreiche Ursachen haben. Zum Beispiel können auch Gallensteine oder eine Lebererkrankung dahinterstecken. Nur selten handelt es sich tatsächlich um Krebs. Wichtig ist, ungewöhnliche, starke und/oder anhaltende Beschwerden zeitnah abklären zu lassen. Eine erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis.
Personen mit bestimmten Erkrankungen entwickeln eher Gallenblasenkrebs oder Gallengangkrebs als andere. Zu Faktoren, die das Risiko erhöhen, zählen:
- chronische Gallenwegsentzündungen wie die primär sklerosierende Cholangitis, eine seltene Erkrankung, die zu entzündlichen Verengungen und Vernarbungen der Gallenwege führt
- Gallensteine
- Polypen in der Gallenblase
- Diabetes mellitus
- Porzellangallenblase, eine Veränderung der Gallenblasenwand durch chronische Entzündungen der Gallenblase
- Leberzirrhose
- Rauchen
- chronische Hepatitis B und C (Leberentzündung)
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa
- übermäßiger Alkoholkonsum
- starkes Übergewicht
Nicht zuletzt spielt auch das Alter eine Rolle: Je älter eine Person, desto höher ist das Risiko.
Wird Gallengang- oder Gallenblasenkrebs in einem frühen Stadium entdeckt, ist unter Umständen eine Heilung möglich – nämlich dann, wenn sich der Tumor vollständig operativ entfernen lässt. Die Überlebenschance ist dann gut. Der Operation schließt sich gewöhnlich eine Chemotherapie an, um die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall zu senken.
Ist hingegen keine Operation möglich und/oder haben sich bereits Metastasen gebildet, lässt sich Gallengang- oder Gallenblasenkrebs in der Regel nicht mehr heilen. Dann zielt die Behandlung darauf ab, Beschwerden zu lindern und/oder den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen.