Said Etris Hashemi schrieb im vergangenen Jahr das Buch „Der Tag, an dem ich sterben sollte“. „Manchmal“, sagte er nach dem Attentat, „fühle ich mich, als wäre die Zeit stehen geblieben, während sie für alle anderen einfach weitergeht.“
Er hat sein Studium der Wirtschaftsinformatik aufgegeben, sich dafür 2023 für Politikwissenschaften an der Uni in Frankfurt eingeschrieben. Seit Jahren engagiert er sich. Gemeinsam mit anderen Hinterbliebenen und Unterstützern will er erreichen, dass der Anschlag und seine Hintergründe komplett aufgeklärt werden. Und er hofft, dass aus all dem Leid vielleicht doch noch etwas Gutes erwächst. „Wir kämpfen dafür, dass diese Tode nicht sinnlos gewesen sind“, erklärte er vor dem fünften Jahrestag. „Die Erinnerung sollte uns auch eine Mahnung sein, wohin Hass und Hetze führen können.“
Dass die gesellschaftliche Stimmung im Augenblick genau in die andere Richtung weist, betonte am Mittwoch auch die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes. Ferda Ataman prangerte in Berlin mangelnde Anstrengungen gegen Rassismus an. Der Staat habe nach dem Anschlag von Hanau seine Hausaufgaben nicht gemacht: „Die Zahl rechtsextremer Straftaten ist so hoch wie nie, während der Schutz vor Diskriminierung kein bisschen verbessert wurde.“
Statt das Sicherheitsgefühl von Migranten und ihren Nachkommen zu stärken, würden sie zum Sicherheitsproblem erklärt, erklärte Ataman. Es sei zu beobachten, dass Diskriminierungen zunähmen. Menschen berichteten von rassistischem Mobbing am Arbeitsplatz, von Ärztinnen und Ärzten, die muslimische Patienten als „Messerstecher“ ablehnten, und von Lehrkräften, die Schüler als „kleine Terroristen“ an die Tafel riefen. „Fünf Jahre nach dem Anschlag in Hanau haben Migranten in Deutschland mehr Angst als je zuvor.“