Die FDP scheint auf der Suche nach einem neuen Parteichef fündig geworden zu sein. Nach dem Rückzug von Christian Lindner erklärt Fraktionschef Christian Dürr seine Kandidatur.
FDP-Fraktionschef Christian Dürr will neuer Vorsitzender der FDP werden. Das erfuhr t-online aus Parteikreisen. Demnach hat Dürr seine Kandidatur am Sonntag im Rahmen einer parteiinternen Konferenz der FDP-Landeschefs und Fraktionsvorsitzenden im Kieler erklärt.
Dürr könnte damit auf Christian Lindner folgen, der noch am Abend der Bundestagswahl, bei der die Liberalen den Wiedereinzug ins Parlament verfehlt hatten, seinen Rückzug aus der Politik erklärte. Gewählt werden könnte Dürr auf dem Bundesparteitag der FDP im Mai.
t-online hatte bereits vergangenes Wochenende darüber berichtet, dass Dürr der Favorit für den Parteivorsitz ist. Er gilt parteiintern als anschlussfähig in allen Flügeln und Gruppen der FDP und wird häufig als guter Moderator für verschiedene Interessen beschrieben.
In einer Videobotschaft, die Dürr am frühen Sonntagabend auf der Plattform X verbreitete, sagte er: „Ich bewerbe mich um den Parteivorsitz der Freien Demokraten.“ Die Bundestagswahl sei eine „herbe Niederlage“ für die FDP gewesen, umso mehr gelte es jetzt jedoch, für ein Comeback im Jahr 2029 zu kämpfen. Niederlagen seien kein Grund aufzugeben, sondern ein Grund aufzustehen.
„Die FDP fehlt schon jetzt im Bundestag“, so Dürr. „Etatismus, Wortbruch und Schulden ohne Ende; mehr Staat und weniger Vertrauen in die Menschen“ – all das zeige, dass eine liberale Kraft im Parlament fehle. „In Deutschland braucht es eine Partei der Mitte. Eine Partei, die an die Kraft des Einzelnen glaubt und nicht daran denkt, dass der Staat alles Mögliche regeln sollte.“ Das, so Dürr, seien die Freien Demokraten.
Die FDP war bei der vorgezogenen Bundestagswahl Ende Februar an der Fünfprozenthürde gescheitert. Die Liberalen holten lediglich 4,3 Prozent der Stimmen, so wenig wie nie zuvor. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag im Jahr 2013 ist es für die Partei das zweite Mal binnen zwölf Jahren, dass sie sich nun in der außerparlamentarischen Opposition (Apo) programmatisch und personell erneuern muss.
Damals hatte Christian Lindner Philipp Rösler als Parteichef abgelöst. In den vier Jahren bis 2017 war es ihm gelungen, der FDP ein junges, modernes Profil zu geben, inklusive eines neuen Farbkonzept, das das klassische FDP-Blau-Gelb zugunsten von Magenta-Gelb hinter sich ließ. Zudem erarbeitete die Partei ein neues Grundsatzprogramm sowie ein Leitbild, um sich von der einstigen Westerwelle-FDP abzugrenzen. Bei der Bundestagswahl 2017 erreichte die Lindner-FDP mit 10,7 Prozent ein starkes Ergebnis und zog wieder ins Parlament ein.
Ob der Partei 2029 ein ähnlich fulminantes Comeback gelingt, ist Stand heute fraglich. So steht die Partei zwar anders als 2013 finanziell und in ihrer Mitgliedsstruktur deutlich besser dar. Allerdings waren die Zeiten vor zwölf Jahren in vielerlei Hinsicht anders. Vor allem die geopolitische Weltlage, in der viele Menschen noch stärker auf die Regierung schauen, dürfte es für die Liberalen schwer machen, mit ihrem politische Angebot überhaupt Aufmerksamkeit zu generieren.
Als Gradmesser gelten neben den Umfragen vor allem die anstehenden Landtagswahlen. 2026 wählen die Menschen in den beiden Ländern, in denen die FDP derzeit noch an der Regierung beteiligt ist: Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Außerdem steht im Frühjahr die Landtagswahl in Baden-Württemberg an, wo die FDP traditionell stark ist. Weniger relevant für die FDP dürften derweil die Wahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern sein.