Denisovan lebten in Asien
Überrest von seltenen Cousins der Menschen gefunden
Aktualisiert am 12.04.2025 – 05:10 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein in Taiwan gefundener Unterkiefer gehört wohl zu einem seltenen Frühmenschen. Die Entdeckung lässt auf eine größere Ausbreitung als gedacht schließen.
Ein im Penghu-Kanal vor der Westküste Taiwans entdeckter fossiler Unterkiefer wurde jetzt als Überrest eines seltenen Denisova-Menschen identifiziert. Die Analyse von Proteinsequenzen ergab Übereinstimmungen mit bekannten Denisova-Funden aus Sibirien. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Science“ veröffentlicht.
Der Fund, bekannt als „Penghu 1“, stammt aus einer Tiefe von 60 bis 120 Metern und wurde vor 2008 von einem Fischer geborgen. Nach dem Erwerb durch einen Sammler gelangte der Unterkiefer in das Nationale Museum für Naturwissenschaften in Taichung in Taiwan. Aufgrund von Meeresablagerungen konnte das Alter des Fossils nicht exakt bestimmt werden; es wird jedoch auf einen Zeitraum zwischen 100.000 und 190.000 Jahren geschätzt.
Die Denisova-Menschen waren eine ausgestorbene Menschenform, die vor etwa 50.000 bis 300.000 Jahren in Teilen Asiens lebte. Sie wurden erstmals 2010 anhand von DNA-Analysen eines Fingerknochens aus der Denisova-Höhle in Sibirien identifiziert. Obwohl nur wenige fossile Überreste gefunden wurden, zeigen genetische Analysen, dass sie eng mit den Neandertalern verwandt waren und sich mit diesen sowie mit modernen Menschen vermischten.
Die Identifikation des Fossils als Denisova-Überrest erweitert das bisher bekannte Verbreitungsgebiet dieser mysteriösen Frühmenschen. Viel bekannt ist nämlich nicht über diese evolutionären Cousins des Menschen. Bisherige Funde beschränkten sich auf Sibirien und das tibetische Hochland. Ein möglicher Fund in Laos wird derzeit diskutiert.
Die Forscher konnten aus dem stark abgebauten Fossil keine DNA extrahieren, jedoch gelang die Analyse von Proteinen, die den Denisova-Menschen zugeordnet werden konnten. Dies deutet auf eine größere geographische Verbreitung dieser homininen Gruppe hin, als bislang angenommen. Einige Wissenschaftler, darunter Rick Potts vom Smithsonian Institution, betonen jedoch die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen zur Bestätigung dieser Zuordnung.
Die Studie wurde von einem internationalen Team aus Taiwan, Japan und Dänemark durchgeführt. Sie liefert neue Erkenntnisse über die Interaktionen zwischen Denisova-Menschen, Neandertalern und Homo sapiens in Eurasien während des Pleistozäns. Die Forschungsergebnisse tragen dazu bei, das Verständnis der menschlichen Evolution und Migration in dieser Region zu vertiefen.