Das Flüchtlingsheim an der Sophienterrasse in Harvestehude schließt nach zehn Jahren. Die Bewohner müssen bis Ende Juni ausziehen. Was mit dem Gelände passiert.
Seit 2015 lebten bis zu 190 Geflüchtete an der Sophienterrasse 1a im Hamburger Reichenviertel Harvestehude. Bald müssen sich die 171 Menschen, die derzeit noch in der Unterkunft leben, ein neues Zuhause suchen: Zum 30. Juni wird das Heim endgültig geschlossen. Nur Familien mit schulpflichtigen Kindern dürfen noch bis zum Beginn der Sommerferien im Juli dort wohnen bleiben.
Die Sozialbehörde hatte seit Ende 2023 mit den Nachbarn über eine Verlängerung des Betriebs verhandelt. Nun endeten diese Gespräche offenbar, ohne eine Einigung zu erreichen. Zuerst hatte der NDR darüber berichtet.
Schon vor ihrer Eröffnung 2015 sorgte die Flüchtlingsunterkunft in Harvestehude für heftige Diskussionen. Hamburg hatte das ehemalige Kreiswehrersatzamt 2014 übernommen, um dort 220 Personen unterzubringen. Die Stadt benötigte damals dringend neue Unterkünfte, um die stark angestiegenen Geflüchtetenzahlen zu bewältigen. Allein 2015 kamen rund 41.000 Schutzsuchende in die Hansestadt, knapp 21.000 von ihnen wurden nach dem Verteilungsschlüssel unter den Bundesländern aufgenommen.
Doch die Nachbarn wehrten sich gegen die neue Unterkunft. Sie zogen vor Gericht und erwirkten einen Baustopp. Erst ein knappes Jahr nach Baubeginn, im September 2015 einigten sich die Kläger und die Stadt auf einen außergerichtlichen Vergleich.
Hamburg verpflichtete sich, das Grundstück an der Sophienterrasse 1a nur für zehn Jahre als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Die Frist galt rückwirkend ab dem 26. September 2014, dem Tag der erteilten Baugenehmigung. Danach, heißt es in der Nachbarschaftsvereinigung, ist die Nutzung „zu Zwecken der öffentlichen Unterbringung aller Art oder für sonstige soziale und/oder gesundheitliche Zwecke“ für 50 Jahre ausgeschlossen – also bis 2074. Zudem durften nur 190 statt 220 Personen in der Unterkunft leben.
Nach dem Auszug der Bewohner soll die Unterkunft noch in diesem Jahr abgerissen werden. Die Flüchtlingshilfe Harvestehude teilte hierzu mit: „Das Gebäude weist seit langem gravierende Mängel auf, die bei einer Fortführung hätten saniert werden müssen.“ Der Bezirk Eimsbüttel hatte das Gelände im „Wohnungsbauprogramm 2023“ bereits als Fläche für sozialen Wohnungsbau ausgewiesen. So soll es nun auch kommen, sagte die Sozialbehörde dem NDR.