Endgültiges Urteil steht bevor
Familie soll Haus abreißen und wegziehen
11.01.2025 – 12:03 UhrLesedauer: 2 Min.
Seit Jahren streiten sich eine Familie und ein Amerikaner um ein Haus. Nun dürfte bald eine endgültige Entscheidung fallen.
Der Bundesgerichtshof (BGH) verhandelt am kommenden Freitag über den dramatischen Fall einer Familie in Brandenburg. Diese soll wegen eines Behördenfehlers ihr Haus abreißen und wegziehen. Der Fall sorgt für Aufsehen weit über das Bundesland hinaus. Denn die Familie machte nichts falsch.
Das 1.000 Quadratmeter große Grundstück in Rangsdorf südlich von Berlin wurde 1993 an einen US-Bürger vererbt, nachdem dessen Großtante gestorben war. Da der Erbe nicht in Deutschland lebt und noch Schulden auf dem Grundstück lasteten, kam es 2008 zur Zwangsversteigerung. Das Amtsgericht Luckenwalde benachrichtigte aber nur einen Anwalt als Vertreter, da der Aufenthaltsort des Erben unbekannt war.
2010 erhielt schließlich eine Familie mit zwei Kindern den Zuschlag bei der Zwangsversteigerung und baute ein Wohnhaus auf dem Grundstück. Dafür nahm sie einen Kredit von 280.000 Euro auf und zog im August 2012 ein. Als der US-Bürger dann doch noch von der Versteigerung erfuhr, klagte er erfolgreich beim Landgericht Potsdam auf Aufhebung des Zuschlags. Er bekam teilweise Recht, da das Amtsgericht ihn hätte suchen müssen. Sein Name habe im Grundbuch gestanden, seine Adresse sei dem Finanzamt bekannt gewesen.
Das Urteil des Landgerichts 2014 war der Beginn eines langen Rechtsstreits. Trotz Klagen und Verfassungsbeschwerden konnte die Familie ihre Situation nicht ändern. Es kam sogar noch schlimmer: 2020 sprach das Landgericht dem Amerikaner eine Summe von 28.000 Euro zu, weil die Familie das Grundstück bereits jahrelang nutzte. Ein außergerichtliches Entschädigungsangebot hatte der Amerikaner abgelehnt. Er wollte auch kein gleich großes Ersatzgrundstück in der Gemeinde annehmen, berichtete die „Märkische Allgemeine“.
Das Oberlandesgericht in Brandenburg an der Havel reduzierte die Nutzungsentschädigung auf 6.000 Euro, entschied jedoch im Juni 2023, dass die Familie innerhalb eines Jahres ausziehen und das Haus abreißen muss. Gegen dieses Urteil legte die Familie Beschwerde beim BGH ein, der nun darüber verhandelt.
Kristin W., die in dem Haus mit ihrer Familie lebt, ist optimistisch: „Nach zwölf Jahren habe ich die Hoffnung, dass die Sache noch einmal so angefasst wird, dass wir die Möglichkeit bekommen, im Haus zu bleiben – dass nicht nur irgendwelche Nuancen abgeändert werden“, sagte sie der „Märkischen Allgemeinen“. Der Rechtsstreit habe Kraft gekostet: „So viel ist auf uns eingeprasselt, es war eine totale Zumutung.“ Auch finanziell sei der Streit sehr belastend. „Es war erschlagend und beängstigend. Diese zwölf Jahre waren lang“, so W. weiter.