Betroffene greifen oft zu Heilpflanzen und Mikronährstoffen, um ihre Krebserkrankung zu bekämpfen. Aber natürliche Substanzen können die Krebstherapie auch beeinträchtigen.
Krebs gehört zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Neben der ärztlich verordneten Therapie wollen viele Patienten selbst aktiv etwas gegen ihre Krebserkrankung unternehmen. Etwa die Hälfte aller Menschen mit Krebs nimmt daher zusätzlich zur Therapie Mikronährstoffe, Heilpflanzen oder Ähnliches ein, informiert die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA) in einer Pressemitteilung.
Das Problem: „Es gibt keine einzige natürliche Substanz, die ohne Nebenwirkungen Krebs bekämpft“, sagte Professorin Dr. med. Jutta Hübner von der Universität Jena beim Fortbildungskongress Pharmacon der Bundesapothekerkammer.
„Leider sind die Angebote der alternativen Medizin weitverbreitet. Bestenfalls kosten sie Geld, schaden aber nicht. Aber das Schadenspotenzial ist gerade bei Krebserkrankungen groß. In der Arztsprechstunde oder der Apotheke bekommen Patientinnen und Patienten seriöse und kompetente Informationen zur Alternativmedizin.“
Von der Einnahme von antioxidativen Nahrungsergänzungsmitteln riet Hübner dringend ab, da sie in Studien bei Krebserkrankungen die Therapieerfolge beeinträchtigen. Bei der isolierten Einnahme von sekundären Pflanzenstoffen wie zum Beispiel Curcumin rechnet sie bei hohen Mengen ebenfalls mit negativen Folgen. Die Einnahme von Vitamin B12, Vitamin D oder Folsäure empfiehlt die Expertin ausschließlich, wenn bei einer Blutuntersuchung zuvor ein Mangel festgestellt wurde.
In enger Abstimmung mit der konventionellen Medizin bietet die wissenschaftlich begründete komplementäre Medizin auch Möglichkeiten. So kann sie etwa Nebenwirkungen der Tumortherapie reduzieren. Als ein Beispiel nannte Hübner Ingwer gegen Übelkeit. Er ist kein Ersatz, aber eine sinnvolle Ergänzung zu synthetischen Arzneimitteln gegen Übelkeit bei einer Krebstherapie.
Dr. Jann Arends, Krebs- und Ernährungsmediziner von der Uniklinik Freiburg, empfiehlt laut dem Gesundheitsportal der Deutschen ApothekerInnen (aponet.de) auf dem Kongress, sich abwechslungsreich zu ernähren. Zwar gebe es „nicht die eine Ernährung bei Krebs“, allerdings zählten Obst und Gemüse, Nüsse, Beeren, Vollkorngetreide, Brot sowie Fisch, Ei und Milchprodukte zu den Lebensmitteln, die regelmäßig auf den Speiseplan gehören. Diese sorgten unter anderem für eine vielfältige Darmflora, die das Immunsystem stärke. Tierische Produkte sollten dabei laut Pharmazeutischer Zeitung allerdings nur als Ergänzung dienen. Mehr Informationen zu den allgemeinen Ernährungsempfehlungen für Krebspatienten finden Sie hier.
Rotes Fleisch, Wurst und hoch verarbeitete Nahrungsmittel wie Fertiggerichte, verpackte Backwaren, Süßigkeiten und Chips sollten Arends zufolge nur selten verzehrt werden. Denn sie enthalten meist viel zugesetzten Zucker, Fett und Salz und nur wenig Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe. Studien hätten für diese Lebensmittelgruppen ein allgemein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen gezeigt.
Bei Patienten, die sich gerade in der Krebstherapie befinden, komme es vor allem darauf an, dass sie nicht zu viel Gewicht verlieren, verdeutlicht Arends. Daher ist es wichtig, ausreichend Kalorien und reichlich Eiweiß zu sich zu nehmen. Statt täglich 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht steigt der Bedarf laut Deutschem Krebsinformationszentrum auf 1,5 Gramm. Und statt 30 Prozent der täglichen Kalorien über Fett zu decken, sollten Krebspatienten etwa 35 Prozent über gesunde, pflanzliche Fette decken.