In der Schweiz ist zum ersten Mal ein Mensch in einer sogenannten Suizidkapsel gestorben. Das Gerät ist umstritten. Es gab mehrere Festnahmen.
Laut der Staatsanwaltschaft Schaffhausen ist in der Schweiz zum ersten Mal ein Mensch in einer sogenannten Suizidkapsel gestorben. Am Montag gegen 16.40 Uhr sei die Behörde zu einer Waldhütte bei Merishausen, einem 800-Einwohner-Örtchen unweit der Grenze zu Deutschland, gerufen worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag t-online auf Anfrage mit.
Die Strafverfolgungsbehörde spricht von einem Tatort. An diesem habe die Polizei am Montagnachmittag die Suizidkapsel mit dem Namen „Sarco“ gefunden und sichergestellt. Eine verstorbene Person wurde zur Obduktion in die Rechtsmedizin Zürich gebracht.
Mehrere Personen seien festgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Gegen sie seien Strafverfahren wegen Verleitung und Beihilfe zur Selbsttötung eröffnet worden.
Gerufen worden war die Staatsanwaltschaft eigener Auskunft zufolge von einer Anwaltskanzlei. Die Suizidkapsel „Sarco“ wird in der Schweiz von der Organisation „The Last Resort“ beworben. An deren Spitze stehen der Rechtsanwalt Florian Willet und die Rechtsanwältin Fiona Stewart, die früher Geschäftsführerin bei der Pro-Euthanasie-Gruppe „Exit International“ war.
Das Suizidgerät „Sarco“ stellen die Anwälte als Möglichkeit zu einem „friedlichen“ Tod dar. In der Kapsel drücke die sterbewillige Person auf einen Knopf. Daraufhin werde Stickstoff freigesetzt. Das Gas verdränge die normale Atemluft im Inneren, die über ein Einwegventilsystem auf der Rückseite des „Sarco“ ausgestoßen werde. Die Sterbehilfeorganisation „Exit International“ behauptet, das rasche und gleichzeitige Sinken von Sauerstoff- sowie Stickstoffgehalt sei „Voraussetzung für einen friedlichen, ja euphorischen Tod“ im „Sarco“. Medien nennen die futuristisch aussehende Kapsel eine „Todesmaschine“ oder einen „Tesla für Sterbewillige“.
„The Last Resort“ hatte den Einsatz der „Sarco“-Kapsel bereits zuvor mehrfach angekündigt, bisher waren die geplanten Premieren jedoch stets gescheitert. Im Sommer erhob eine Todeskandidatin schwere Vorwürfe: Sie fühle sich ausgenutzt, vorgeführt und alleingelassen. Die aus den USA zum Sterben in die Schweiz gereiste 55-Jährige sagte, sie sei ständig von Medien bedrängt worden. Schließlich habe sie erfahren, dass die propagierte Stickstoff-Methode umstrittener sei, als von „The Last Resort“ dargestellt. Sie entschied sich daher am Ende gegen diese Methode.
Auch die Frage, ob der Tod in der Suizidkapsel in der Schweiz legal ist oder nicht, ist offen. „The Last Resort“ behauptet dies zwar – aber erst am Montag erklärte die Schweizer Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider, die Kapsel sei „in zweierlei Hinsicht nicht rechtskonform“. Das Gerät selbst verstoße gegen das Produktesicherheitsrecht, das Verwenden des Stickstoffs gegen das Chemikaliengesetz.
Der niederländischen Zeitung „De Volkskrant“ zufolge starb am Montag eine 64 Jahre alte Frau aus den USA in der „Sarco“-Kapsel. Sie sei extra für ihren Tod in die Schweiz gekommen. Unter den vor Ort festgenommenen Personen soll auch ein anwesender Fotograf der Zeitung sein.