Friedrich Merz‘ Wahlkampfauftritt in Erfurt wird begleitet von einer Gegendemonstration. Nachdem die abgezogen ist, ist dem CDU-Chef spürbar daran gelegen, gute Laune zu verbreiten.
In der thüringischen Landeshauptstadt sollte „Friedrich Merz vor Ort“ vor 500 Zuhörern eigentlich um 19.30 Uhr beginnen. Durch die Verzögerung in Berlin wurde der CDU-Vorsitzende aber aufgehalten. CDU-Landeschef Mario Voigt eröffnete mit einer Stunde Verspätung: Die Menschen erwarteten von der politischen Mitte, dass sie die Probleme des Landes aufgreift. Das sei das Angebot der Union gewesen, so Voigt. Er könne nicht verstehen, dass „Links-Grün“ das ausgeschlagen habe.
Gegen 21.40 Uhr kam Merz dann – gut gelaunt und energisch, trotz des langen Tages. Planmäßig hätte der Termin eigentlich schon um 21.30 Uhr zu Ende sein sollen. „Ich kann mich nicht erinnern, mal eine Wahlveranstaltung um halb 10 angefangen zu haben.“ Die ersten Lacher. Über die Gespräche dieses Tages, besonders über das mit den ehemaligen Ampelkoalitionären SPD, Grünen und FDP, sagte er: „So etwas habe ich noch nie erlebt. Da war nur Gift, ein normales Gespräch war gar nicht möglich.“
Über die Empörung seiner Kritiker macht er sich nur lustig – etwa über SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich: „Das Tor zur Hölle sei geöffnet. Heieieiei, also kann es nicht ein bisschen kleiner sein?“, frotzelt er zu Mützenichs dramatischer Warnung vor der AfD.
Es sei die Sache wert gewesen, „dass wir uns heute mal so richtig ausgesprochen haben zu Einwanderung und Migration“. Sein Antrag habe sich nicht an die AfD gerichtet. Nach Überzeugung der CDU sei die Abstimmung richtig gewesen. Sein Ziel sei es, die AfD wieder zu einer Randerscheinung zu machen. Wer AfD wähle, müsse wissen: „Am nächsten Morgen, 24. Februar, 8 Uhr, ist diese Stimme nichts mehr wert. Ich werde mit dieser Partei keine Gespräche führen, keine Regierung führen, nicht zulassen, dass die in die Nähe der Macht kommen.“ Tosender Applaus.
Dann ging Merz weg von der Tagesaktualität, hin zu seinen Wahlkampfschlagern, seinen Greatest Hits. „Zur Wirtschaftslage würde Robert Habeck nicht sagen, dass wir auf dem letzten Platz stehen, er würde nur sagen, hinter uns kommt keiner.“ Darüber hinaus sollten junge Fußballer „wieder Tore schießen dürfen“. Bereits zuvor hatte er bei Wahlkampfterminen behauptet, dass Fußballer in E- und F-Jugenden das nicht dürften – obwohl auch bei ihnen laut DFB-Regelwerk das Toreschießen ausdrücklich Teil des Spiels ist.
Sollte er Kanzler werden, kündigte er zudem an, das Amt des Staatsministers für Sport und Ehrenamt zu schaffen. Nach gut einer Stunde ist Merz am Ende seiner Rede.
Draußen vor dem Congress Centrum in Erfurt waren bereits früh am Abend 1.500 Demonstranten zusammengekommen, um gegen Merz zu protestieren. Greenpeace-Sprecher Mauricio Vargas sagte dort t-online, man habe eigentlich Inhalte mit der Union diskutieren wollen. Doch nachdem Merz „die Axt an unsere Demokratie“ gelegt habe, habe man sich für eine Konfrontation per Demonstration entschieden. Der Einsatz für Demokratie stehe über allem.