Nach mehreren Anschlägen in Deutschland wächst bei Veranstaltern die Sorge, die Sicherheit auf traditionellen Volksfesten nicht mehr vollumfänglich gewährleisten zu können. Es gibt erste Absagen.
Zuletzt hatten Sicherheitsbedenken zu Absagen von Karnevalsveranstaltungen geführt. Nun könnte es zunehmend auch Volksfeste und weitere Veranstaltungen treffen. Wie „Bild“ berichtet, wurden bereits erste Flohmärkte und Osterfeuer abgesagt, weil sie nicht anschlagsicher seien.
Zwar wurden etwa nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg und dem Attentat von München die Sicherheitsanforderungen verschärft. Viele Veranstalter und Kommunen könnten jedoch die hohen Zusatzkosten, die sich auf fünf- bis sechsstellige Beträge belaufen, nicht mehr tragen. So hat etwa die Stadt Lage in Nordrhein-Westfalen die für dieses Wochenende geplante Kirmes zum Frühjahrsmarkt kurzfristig abgesagt.
Für die beiden Kirmesveranstalter Adolf Steuer und Bürgermeister Matthias Kalkreuter steht die Sicherheit der Besucher und Schausteller der Kirmes an oberster Stelle, heißt es auf der Webseite der Stadt. Und weiter: „Die Gewährleistung der Sicherheit kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausreichend sichergestellt werden.“ Schweren Herzens habe sich Adolf Steuer deshalb zu diesem Schritt entschieden.
Das neue Sicherheitskonzept für den Frühjahrsmarkt, der in der Innenstadt stattfinden sollte, sieht laut den Veranstaltern keine Möglichkeit vor, mit Fahrzeugen auf das Veranstaltungsgelände zu gelangen. Eine Verringerung der Veranstaltungsfläche sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich.
Für die Absicherung wären etwa 15 Sperrpunkte – teilweise permanent personenbesetzt für Notfälle – mit mehr als 30 Fahrzeugen notwendig gewesen. „Aus logistischen Gründen ist eine Sicherstellung dieser Sicherheitsvorgaben nur schwerlich möglich. Darüber hinaus hätte die massive Abriegelung der Innenstadt durch Großfahrzeuge das Kirmesvergnügen nachhaltig negativ beeinflusst“, teilten die Veranstalter mit.
Matthias Kalkreuter bedauerte die Absage. „Mit externer Unterstützung werden wir das Sicherheitskonzept für die Innenstadtkirmes-Veranstaltungen in diesem Jahr überarbeiten, um Sicherheit und Wirtschaftlichkeit in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen“, erklärte der Bürgermeister.
Auch Marburg trifft es. Dort wurde das für den 20. April geplante Kirschblütenfest wegen gestiegener Sicherheitsauflagen und hoher Zusatzkosten abgesagt, berichtet das Regionalmagazin des Hessischen Rundfunks „Hessenschau“. Bereits der Rosenmontagszug wurde aus ähnlichen Gründen abgesagt.
Ebenfalls abgesagt wurde das Bölschefest in Berlin-Friedrichshagen. Auch hier würden Sicherheitsbedenken das beliebte Familienfest unmöglich machen, berichtet der „Berliner Kurier“. Die Feiermeile auf der 1,2 Kilometer langen Bummelmeile vom S-Bahnhof Friedrichshagen bis an den Rand des Müggelsees „können wir gegen Angriffe von Personen mit Fahrzeugen nicht ausreichend sichern“, hieß es in der offiziellen Stellungnahme. Mehr dazu lesen Sie hier.
In Berlin-Frohnau könnte es das Osterfeuer am Zeltinger Platz treffen. Derzeit prüfe der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Frohnau eine Absage der Veranstaltung, berichtet der „Tagesspiegel“. Auch hier gebe es die Sorge vor Anschlägen – und damit verbundene Sicherheitsauflagen. „Es wird noch Gespräche geben, aber die Absage steht im Raum“, sagte der Vorsitzende, Falk Hille.